ZIVILLUFTFAHRT
AIRLINES
Im Flugzeug bleibt die Luft nicht weg
von Herbert Schmell, 26. März 1999
 
Viren in der Kabine?
Fit für den Flug
Risikoabwägung
Ausgeruht und mit ausgewogenem Wasserhaushalt den Heimflug aus den Ferien antreten macht weniger anfällig für Ansteckungen

Das Risiko einer Infektion ist auf 10000 Meter Höhe nicht grösser als im Zürcher Tram. Mit etwas Vernunft kann man viel dazu beitragen, dass Flugreisen nicht mit Krankheit verbunden in Erinnerung bleiben.
 
Die beleben regelmässig die Medienszene, Horrorgeschichten über Gefahren einer Flugreise: Viren, die von Klimaanlagen in alle Winkel des Flugzeugs verteilt werden; oder gefährlich wenig Frischluft, weil Airlines ihre Triebwerke schonen und Kerosin sparen wollen. Die Ironie: sie werden oft in Büros verfasst, wo die Luftqualität weit schlechter ist als an den zitierten Orten hoch oben am Himmel.

Filter wie auf Isolierstationen
Weil man in grossen Höhen wegen des Druckunterschiedes und Temperaturen um minus 50 Grad nicht einfach ein Fenster öffnen kann, haben Flugzeuge Druckkabinen und Klimaanlagen. Die Frischluft wird aus dem Kompressor der Triebwerke abgezweigt, ist hier schon sehr dicht und deswegen 180 Grad Celsius heiss. Sie wird abgekühlt und der Kabinenluft meist im Verhältnis 50 zu 50 zugemischt. Die Umluft wird gefiltert, und zwar so fein, dass Viren, Bakterien, Staubpartikel und Geruchsstoffe zu 99 bis 100 Prozent absorbiert werden. Das sind natürlich keine Küchenfilter, sondern High-Tech-Anlagen wie in Isolierstationen moderner Spitäler.

Ferienträume
Die Erinnerung an exotische Länder muss nicht durch ein Souvenir der medizinischen Art getrübt werden
Die Luft an Bord wird alle vier bis sechs Minuten erneuert, abhängend von Passagierzahl oder z. B. Essensgeruch. Bei Swissair wird laut Fritz Wittwer vom Kabinenengineering bei SR Technics nie mehr als die Hälfte der Luft zirkuliert. Damit hat die Atemluft an Bord, so wie am Boden, einen Sauerstoffanteil von rund 20 Prozent. Jeder Passagier hat 270mal mehr Sauerstoff zur Verfügung als er konsumiert. «Kollapse von Gesunden können deshalb nicht von Sauerstoffmangel herrühren», kommentiert Dr. med. Severin Muff vom Ärztlichen Dienst der Swissair. Ein Kriterium für die Luftqualität ist auch der Kohlendioxidgehalt. Messungen bei Airlines ergaben Werte zwischen 700 und 2000 ppm (parts per million). Gesundheitsprobleme treten erst ab 16000 ppm auf. Swissair-Ziel sind maximal 1000 ppm. Bisher hat man nie mehr gezählt, betont Dr. Muff. Messungen in Büros zeigen in der Regel höhere Werte. Erkältungen, Windpocken oder ­ in einem schlimmen Fall ­ Tuberkulose kann man im Flugzeug nur durch «Tröpfcheninfektion» bekommen, nicht über zirkulierte Luft. Wenn der Sitznachbar stundenlang niest oder hustet, so ist die Gefahr, ein Souvenir mit von Bord zu nehmen, doch real.




 
   
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