GESCHICHTE
FLUGZEUGBAU
Wie die Flugzeugindustrie
in die Ostschweiz kam

von Franz Wegmann, 18. Juni 1999
 
Delphin III
Der Delphin III war zu schwer und wurde deshalb kein Verkaufserfolg, das Dornier Werk in Altenrhein baute drei Exemplare des Zehnplätzers

Dornier Do X, FFA P-16, AS 202 Bravo sind Legenden aus Altenrhein. Doch der Beginn des Flugzeugbaus in der Ostschweiz begann schon vorher.

Das Bodenseegebiet war seit Beginn des Jahrhunderts ein Zentrum im Aviatikbau. Im Juli 1900 zog über Friedrichshafen erstmals ein Zeppelin seine Bahn. Dass Ferdinand Graf von Zeppelin die Stadt am Bodensee als Basis für seine Konstruktionen wählte, zog andere Luftfahrtfirmen an. Bei der Luftschiffbau GmbH arbeitete unter anderem der Konstrukteur Claude Dornier, der bald mit dem Bau von Flugbooten in aller Welt bekannt werden sollte.
 
Kriegsfolgen
Der Versailler Vertrag von 1918 bescherte Deutschland ein weitgehendes Verbot des Flugzeugbaus. Auch die Flugzeugfabriken am deutschen Ufer des Bodensees waren davon betroffen. Zuerst war es noch möglich, kleinere Maschinen zu bauen und einzufliegen, so das einmotorige Verkehrsflugboot Dornier Delphin und das Verkehrsflugzeug Dornier Komet 1. 1921 wurden die Bestimmungen aber verschärft, und eine Flugzeugindustrie war in Deutschland überhaupt nicht mehr möglich. Claude Dornier war gerade daran, ein kleines Sportflugboot zu bauen, als die neuen Bestimmungen in Kraft traten. Daraufhin ging auf die Suche und fand am Schweizer Ufer bei Rorschach einen kleinen Holzschuppen, der als Montageplatz tauglich schien. Alle bereits gebauten Einzelteile des neuen Flugzeuges wurden mit einer Segeljolle über den See transportiert und bei Rorschach zusammengebaut. Am 16. August 1921 startete die Libelle mit dem Schweizer Kennzeichen CH-70 zum ersten Flug. Die Konstruktion war eine Pionierleistung. Noch nie war ein so kleines Flugzeug ganz aus Metall gebaut worden. Die verbesserte Version Libelle II wurde zu einem Verkaufsschlager und bis nach Brasilien und Neuseeland exportiert. Eines davon ist bis heute erhalten geblieben und vor einigen Jahren restauriert.

Delphin Ia Das zweite gebaute Delphin- Flugboot (Typenbezeichnung Ia) beim Zürichhorn während der Erprobung durch die Ad Astra als CH-58

Dornier wandert aus
Etwas grösser war das der Delphin 1. Auch dieses Flugboot, ausgelegt für vier bis fünf Passagiere, wurde in Deutschland gebaut, aber am Schweizer Ufer montiert. Die schweizerische Ad Astra übernahm das zweite, wesentlich verbesserte Exemplar, nach der Flugerprobung mit dem Kennzeichen CH-58 zu Erprobungszwecken. Es ging aber bald wieder an Dornier zurück. Der Holzschuppen in Rorschach war natürlich keine Basis, um ein Flugzeugwerk aufzubauen. Dornier wich deshalb nach Italien aus, bis auch in Deutschland wieder Flugzeuge gebaut werden durften. Sobald dies möglich war, entstand in Manzell ein neues Werk. Die Aufträge gingen derart zahlreich ein, dass die Platzverhältnisse bald zu eng wurde. Um das Problem zu lösen wich Claude Dornier erneut nach Süden aus. Bei Staad fand er ein geeignetes Gelände. Er gründete mit einem beachtlichen Kapital von 1'500'000 Franken die AG für Dornier-Flugzeuge, Altenrhein. Die Gründung wurde am 3. Mai 1926 im Schweizerischen Handelsamtsblatt publiziert. Mit grossem Elan ging man an den Aufbau des Werkes, und bereits 1927 konnte die Produktion aufgenommen werden. Die Luftfahrtindustrie hatte auch am schweizerischen Bodenseeufer endgültig Fuss gefasst.

 
     
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