THEMA
MAINTENANCE
Maintenance: Branche mit Personalnot
Von Franz Wegmann, 3. Dezember 1999

EuroAirport
Teamfähig muss ein Luftfahrzeugmechaniker sein, gleichzeitig aber auch fähig, auf sich allein gestellt weitab von der Werkstatt eine Panne beheben zu können

Was ein Pilot ist und was er tut, wissen weite Bevölkerungskreise. Eher unbekannt ist dagegen, wer denn dafür sorgt, dass das Fliegen heute so sicher ist.

In allen Medien wird täglich über die Aviatik berichtet, über Piloten, Flugzeuge, Lärm, Flughäfen, Lärm- und Schmutzimissionen – aber kaum etwas ist zu lesen über den grossen Bereich, der das Fliegen überhaupt ermöglicht: den Flugzeugunterhalt. In der Schweiz verfügen gegenwärtig 87 Betriebe über Lizenzen gemäss den heute gültigen JAR-145 (Joint Aviation Requirements). Diese Bestimmungen wurden vom Joint Aviation Authorities Committee verabschiedet und legen europaweit einen einheitlichen Standard für den Unterhalt von Luftfahrzeugen fest. Die Mitglieder des Committee sind die Vertreter der nationalen Luftfahrtbehörden.

Zusammenarbeit im SVFB
Von den 87 lizenzierten Betrieben sind gegenwärtig 67 Mitglied des anfangs der fünfziger Jahre von Vertretern des damaligen Luftamtes, der Swissair und einigen andern Firmen gegründeten Schweizerischen Vereins Flugtechnischer Betriebe SVFB. Am damaligen Zweck – bessere Zusammenarbeit, Erfahrungsaustauch und Ausbildungsförderung – hat sich bis heute kaum etwas geändert. Bei den heutigen Mitgliedern reicht das Spektrum vom kleinen Werkstattbetrieb mit zwei oder drei Personen bis zu Grossfirmen wie SAirTechnics, SF Schweiz. Unternehmung für Flugzeuge und Systeme oder Jet Aviation. Rund 5000 Beschäftigte zählt die Branche. Die Aufgaben der einzelnen Betriebe sind unterschiedlich. Die einen unterhalten ausschliesslich die eigene Flotte, andere arbeiten vorwiegend als Dienstleistungsbetrieb für externe Kunden, und eine dritte Kategorie führt zwar primär Arbeiten an eigenen Luftfahrzeugen aus, setzt daneben aber ihr Know-how und ihre Infrastruktur auch für Drittaufträge ein.

Hauptproblem Ausbildung
Seit der Entstehung von Unterhaltsbetrieben zeigte sich das Problem der Ausbildung. Jeder Betrieb stand vor der gleichen Problematik. Vor rund zehn Jahren wurde deshalb beschlossen, im Rahmen des SVFB eine eigene Schule aufzubauen. Die Ausbildung ist aufgeteilt in neun Module, die jeweils eine Woche dauern. Sie werden berufsbegleitend absolviert, neben der Tätigkeit in einem Unterhaltsbetrieb, verteilt auf zwei Jahre. Als Instruktoren stellen sich Fachleute aus verschiedenen Mitgliederfirmen zur Verfügung. Je nach Modul verbringen die Anwärter jeweils eine Woche bei einem spezialisierten Betrieb, falls der eigene Arbeitgeber diesen Bereich nicht abdeckt.

Die Prüfung wird anschliessend durch den SVFB abgenommen und ist vom BIGA anerkannt als Eidg. Dipl. Luftfahrzeugmechaniker. Anschliessend geht die Ausbildung weiter. Insbesondere geht es darum, das Type-rating zu erhalten, also die Berechtigung, an einem bestimmten Luftfahrzeugtyp zu arbeiten und dafür die Verantwortung zu übernehmen. Die entsprechende Ausbildung erfolgt entweder beim Herstellerwerk oder einem speziellen Unterhaltsbetrieb. Die Lizenz wird nach dem Bestehen einer entsprechenden Prüfung erteilt.

Ausgetrockneter Arbeitsmarkt
Gegenwärtig ist der Arbeitsmarkt für Luftfahrzeugmechaniker sehr ausgetrocknet. «Primäre Ursache für diese Situation ist sicher der gestiegene Bedarf», erklärt der Geschäftsführer des SVFB, Rudolf Renggli. «Sieht man die Expansion von Betrieben wie Crossair, SAirTechnics oder Jet Aviation, ist schnell klar, dass hier ein grosser Bedarf an Spezialisten entstanden ist.» Die lange Ausbildungsdauer (vier Jahre Grundausbildung, zwei Jahre Weiterbildung bis zum Diplom und anschliessend die Type-Ratings) erklärt, warum die Verfügbarkeit von qualifizierten Mitarbeitern nicht Schritt halten konnte. Zudem lassen sich viele Luftfahrzeugmechaniker zu Piloten ausbilden. Mit ihrer Ausbildung bringen sie ausgezeichnete Voraussetzungen mit.

Wie wird die Misere bekämpft?
Hauptsächlich via Stelleninserat. Auch der Lohn spielt eine Rolle. Er allein ist aber nicht das Kriterium: «Von den Mitarbeitern wird grosse Flexibilität verlangt. Wenn am Abend irgend ein Problem auftaucht, das möglicht rasch behoben werden muss, wird erwartet, dass der Mitarbeiter eine Lösung sucht. Das wird er tun, wenn die Atmosphäre im Betrieb und im Team gut ist. Flexibilität ist auch von seitens des Betriebes gefordert», erklärt Rudolf Renggli. «Das Klima am Arbeitsort spielt eine sehr grosse Rolle, es ist nicht nur der Lohn».



     
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