Schon an der AERO 97 in Friedrichshafen
präsentierte der in Oesterreich und Kanada tätige Flugzeughersteller
Diamond Aircraft Industries die DA 40, eine Ergänzung der Produktepalette
mit einem viersitzigen Reiseflugzeug. Damals war das neue Modell jedoch nur als
Mockup in der Messehalle zu besichtigen. Nach diesem ersten Auftritt baute
Diamond Aircraft drei Prototypen mit unterschiedlichen Triebwerken. Verwendet
wurden der Rotax 914 mit 115 PS, der konventionelle Continental-Motor IO-240
mit 125 PS und das bekannte Lycoming-Triebwerk IO-360-M1A mit 180 PS
Maximalleistung. Die gemachten Erfahrungen und Reaktionen aus dem Markt
brachten Diamond dazu, für die Serienversion den Lycoming IO-360 Motor zu
verwenden. Die DA 40 kann mit diesem Triebwerk in der populären Klasse der
Vierplätzer wie Piper Archer PA-28 oder Cessna C172 positioniert werden.
Allerdings bietet die Diamond Star aufgrund des modernen Flugzeugkonzepts, der
Kuststoffbauweise, der aerodynamischen Qualität und der praktisch
makellosen Oberflächengüte bessere Steigleistungen und deutlich
höhere Geschwindigkeiten als die doch etwas älteren Konstruktionen
von Piper und Cessna. Die Diamond Star erreicht im Horizontalflug auf
Meereshöhe maximal 155 kts/283 Km/h und im Reiseflug auf 6500 ft/ mit 75%
Triebwerksleistung 147 Kts/268 Km/h (alle Werte bei atmosphärischen
Standardbedingungen). Damit fliegt die DA 40 den traditionellen Maschinen der
180 PS-Klasse mit nicht einziehbarem Fahrwerk deutlich davon.
Elegantes
Design
Die DA 40 Diamond Star
ähnelt der Katana. Dass beide denselben Stammbaum haben, kann sogar ein
Laie erkennen. Kein Wunder, denn zu Beginn der Entwicklungsarbeiten wurde die
Diamond Star als grössere, eben vierplätzige Katana betrachtet. Doch
schon nach kurzer Zeit emanzipierte sich die DA 40 und wurde zu einem
eigenständigen Flugzeug mit zahlreichen Neuerungen. Die in kleine Winglets
mündenden Tragflächen von 12 Metern Spannweite basieren auf einem
modifizierten Wortmann-Laminarprofil und wirken elegant. Alles in allem sieht
die DA 40 mit ihrem runden, grosszügig verglasten Cockpit jedoch fast noch
windschlüpfriger und moderner aus als ihre kleine Schwester.
Fail Safe
Konzept
Das Flugzeug ist aus
faserverstärktem Kunststoff gefertigt. Verwendet werden GFRP (Glass Fiber
Reinforced Plastic) und CFRP (Carbon Fiber Reinforced Plastic). Flügel,
Zelle und die Steuerflächen bestehen aus Sandwichschalen. Alle
Hauptstrukturteile sind redundant ausgelegt. So hat jeder Flügel zwei
Holme, wobei bereits einer das angegebene Lastvielfache aushält. Die Sitze
aus faserverstärktem Kunststoff sind mit energieabsorbierenden Elementen
versehen. Das Sitz- und 3-Punkt-Gurtensystem ist gemäss neusten
Richtlinien erfolgreich bis 26 G getestet worden.
Innenausstattung
Der vordere Teil
der Cockpithaube lässt sich auf einem robusten Federgestänge
hochheben und nach vorne schieben. Mit Hilfe eines kleinen, am Rumpf vor dem
Flügel angebrachten Steigtrittchens kann man problemlos von beiden Seiten
in die vorderen Sitze für PIC und Copi steigen. Das Cockpit wirkt
geräumig. Die wohlgeformten, lederbezogenen Sitze sind starr montiert. Sie
sind anatomisch gut geformt (besser als diejenigen der Katana). Die
Seitenruderpedale lassen sich mit einem Verstellgriff an der Sitzvorderseite
rasch und leicht an die Beinlänge anpassen. Das Cockpitlayout ist
professionell und durchdacht gestaltet. Alle wichtigen Bedienungshebel und
Schalter sind logisch angeordnet und in Reichweite platziert. Ergonomisch
betrachtet kann ich der DA40 ein gutes Zeugnis ausstellen. Einzig die
Mittelkonsole, auf der sich die Hebel für Motorleistung,
Propellerverstellung und Gemischregelung befinden, ist immer noch etwas schmal
geraten. Das grosse Instrumentenbrett bietet Raum für eine umfangreiche
VFR- oder IFR-Ausrüstung. Die Instrumente sind nach konventionellem Schema
in den drei Blöcken Fluginstrumente, Com-/Nav und
Triebwerküberwachung angeordnet. Die Anzeigen für Manifold Pressure,
Propellerdrehzahl, Öldruck und -temperatur sowie Zylinderkopf- und
Abgastemperatur sind in einem grossen LCD-Display zusammengefasst und werden
sowohl digital als auch analog dargestellt. Dies ist auf den ersten Blick etwas
ungewohnt, doch in der Praxis lassen sich die LCD-Anzeigen gut ablesen und das
Einstellen von Manifold Pressure und Propeller-RPM ist problemlos. |
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Passagierabteil mit eigener
Türe
Die Diamond Star
kann mit einer weiteren Besonderheit aufwarten: Als einziger Viersitzer bietet
sie den Passagieren einen eigenen Einstieg. Die grosse Flügeltüre an
der linken Rumpfseite, deren Drehachse deutlich rechts von der Rumpfmittellinie
liegt, bietet problemlosen Zugang zu den beiden bequemen Rücksitzen. Die
Lehnen lassen sich nach vorne umlegen und geben so den Zugang zum
geräumigen Gepäckraum frei. Eine Besonderheit der Diamond Star ist
die lange, in den Rumpf ragende zusätzliche Gepäckröhre für
Dinge, die üblicherweise nicht in ein kleines Reiseflugzeug passen wie
beispielsweise die Skiausrüstung. Das Passagierabteil ist sehr
geräumig, die Sicht aus den grosszügig bemessenen Seitenfenstern sehr
gut. Die Abmessungen bieten auch Grossgewachsenen genügend Kopf-,
Schulter- und Beinfreiheit.

Grosse
Reichweite
mit vier
Insassen Ein bedeutender Pluspunkt des Flugzeugs ist seine grosse
Zuladungskapazität. Die Differenz zwischen dem Leergewicht von nur 700 kg
und dem maximalen Abfluggewicht von 1150 kg beträgt 450 kg. Füllt man
die als Option erhältlichen, 200 Liter fassenden Treibstofftanks komplett
(in der Standardversion fassen sie 155 Liter), belädt man die Maschine mit
144 kg Benzin. Somit verbleiben für Passagiere und Gepäck immer noch
306 kg, was bedeutet, dass die DA 40 als echter Vierplätzer bezeichnet
werden kann. Bei einigen anderen Flugzeugen lässt sich nämlich bei
vier Personen an Bord das Gewicht nur innerhalb der Beladungsgrenzen halten,
indem man nicht volltankt. Während zahlreichen Testflügen wurden
grundlegende Parameter wie Wahre Eigengeschwindigkeit TAS und
Treibstoffverbrauch ermittelt. Daraus ergeben sich Leistungsdaten wie Endurance
und Reichweite. So beträgt die Höchstflugdauer mit 75%
Triebwerksleistung auf Flugfläche 65 beim 200-Litertank 5:52 Stunden. Bei
einer True Airspeed auf dieser Höhe von 147 kts/272 kmh beträgt die
Reichweite unter Standardbedingungen und ohne Windeinfluss 715 NM/1324
Kilometer, wobei dann der verbleibende Treibstoff für weitere 45 Minuten
reicht. Muss man die Reichweite maximieren, kann man mit 50% Leistung auf FL
105 in 7:15 h respektable 850 NM/ 1572 Kilometer weit fliegen.
Einfach zu
fliegen
Zeitgemässes Flugzeugdesign ist auf einfaches Handling und Sicherheit
ausgelegt. Längst vorbei sind die Zeiten der riskanten Flugapparate. Und
nur eine kleine Zahl von Profis liebt "heisse Öfen" und
fliegerisch anspruchsvolle Maschinen. Das Flugverhalten der Diamond Star kann
als gutmütig und stabil bezeichnet werden. Im Bereich des
Strömungsabrisses zeigt sie mit eingefahrenen und ausgefahrenen
Landeklappen keine erkennbare Tendenz zum Abkippen über die
Tragflächen. Aus dem Sackflug mit Wipptendenz der Flugzeugnase um die
Querachse lässt sie sich sofort wieder in den Normalzustand
überführen. Die Überziehgeschwindigkeit in Landekonfiguration
beträgt 49 KIAS/89 kmh. Auf Steuerinputs reagiert sie rasch und direkt,
ohne jedoch nervös zu wirken. Mit ein Grund dafür ist sicher die
Anlenkung von Höhensteuer und Querruder mittels Stossstangen. Auffallend
ist die sehr gute Stabilität um alle Achsen. So kann man beispielsweise in
ausgetrimmtem Zustand im 45°-Kurvenflug problemlos die Hände vom
Steuer nehmen. Erst nach etwa einem Dreiviertelkreis beginnt die Nase leicht
nach unten zu wandern. Die Rollrate dürfte meiner Meinung nach noch etwas
höher sein; die Querruder wirken vor allem im oberen
Geschwindigkeitsbereich etwas hart. Alles in allem aber wirkt die
Steuerabstimmung harmonisch, die mechanische Trimmung mit einem konventionellen
Trimmrad gut dosierbar und ausgewogen. Beim Landeanflug muss die aerodynamische
Güte berücksichtigt werden. Praktisch gesehen bedeutet dies, dass die
DA 40 die Geschwindigkeit auch mit voll ausgefahrenen Landeklappen nur langsam
abbaut. Hält man die vorgeschriebene Anfluggeschwindigkeit jedoch
präzise ein, lässt sich der Viersitzer mit dem fein dosierbaren
Höhenruder sehr schön ausflaren und ohne allzulange Ausschwebephase
einfach landen. Fazit: Mit der DA 40 Diamond Star ist dem Flugzeughersteller
ein guter Wurf gelungen. Der Vierplätzer bietet viel Zuladung,
überzeugende Leistungen, Sitzkomfort und modernes Design. Der neue Stern
am Motorflugzeughimmel kann sowohl zu längeren Flügen verführen,
als auch einfach nur Spass am Fliegen vermitteln.
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