Es überrascht mich nicht, dass es immer
schwieriger wird Piloten zu finden. In weiten Teilen ist es heute unattraktiv
Berufspilot zu werden. Das fängt schon bei der Ausbildung an: Keine andere
Branche kann sich erlauben, die Grundausbildung auf das Privatkonto des
Arbeitsnehmers abzuwälzen, schon gar nicht in der Grössenordnung
einer Berufspiloten-Lizenz. Der einzige Grund, dass sich die Fluggesellschaften
so verhalten können, ist weil es nach wie vor so viele Flugbegeisterte
gibt, die einfach fliegen wollen, egal wie die Kosten sind. Bis vor kurzem war
diese Situation paradiesisch für die Fluggesellschaften, da man weder die
Kosten für die Grundausbildung tragen muss, noch irgendein Risiko eingeht
in der Kandidatenauswahl. Im besten Falle wird dem Aspiranten ein Darlehen zur
Verfügung gestellt, allerdings normalerweise ohne irgendeine berufliche
Anstellungsgarantie. Das erlaubt Rosinenpicken vom feinsten! Das Risiko liegt
zu hundert Prozent beim Arbeitnehmer, finanziell als auch beruflich. Im selben
Takt geht es weiter nach der Grundausbildung. Die Löhne sind meist nicht
umwerfend, insbesondere bei den vielen kleineren und mittleren Geselschaften,
die den grössten Anteil der Neu-Piloten aufnehmen. Hier ebenfalls, die
Begeisterung der Neu-Piloten für die Fliegerei ist so gross, dass dieses
Argument nicht sonderlich ins Gewicht fällt bei der Entscheidung Pilot zu
werden. Mit anderen Worten, so lange es genügend Personen gibt, die sich
dieser Art von beruflicher Prostitution nicht wiedersetzen, spielt ganz einfach
der Markt! Ich vermute sogar, dass sich diese Art von Pilotenauswahl negativ
auf die Qualität der Piloten auswirken könnte. Um es zur
Berufspiloten-Lizenz (CPL) zu bringen, sind die zwei wichtigsten
Voraussetzungen Geld und Motivation, die schulischen Anforderungen sind etwa
dieselben einer technischen Lehre oder Matur. Ich frage mich, ob sich z.B.
viele FH/ETH Abgänger für eine Pilotenausbildung entscheiden
(natürlich, Voraussetzung ist ein Studium nicht, aber es ist eine einfache
Wahrheit, dass Studienabgänger gern gesehen sind bei den
Fluggesellschaften), insbesondere, wenn sie die Risiken abwägen
müssen, sich gegen eine Kaderanstellung oder für ein
finanzielles/berufliches Risiko zu entscheiden. Die Antwort, denke ich, liegt
alleine darin, ob man sich sachlichen Überlegungen hingibt oder der
Begeisterung nachgibt. Insofern ist die Personalknappheit eine positive
Entwicklung, so pervers das scheinen mag, denn Sie zwingt die
Fluggesellschaften die Rahmenbedingungen zu verbessern, um weiterhin für
die Piloten attraktiv zu bleiben. Wer weiss, vielleicht werden ja eines Tages
wieder Piloten ausgebildet die die Kosten nicht selber tragen müssen!
C.F. (Absender
der Redaktion bekannt)
1.3.2001
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