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PC-SIMULATION
Mit FS2000 ins neue Jahrtausend
Von Peter Sarkis, 05. November 1999

Hawker
Meigs Airfield vor Chicago im neuem Kleid des FS2000

Kein Quantensprung von Microsoft, dennoch gute Voraussetzungen, die künftigen Bedürfnisse in der Flugsimulation besser erfüllen zu können.

Vor gut zwei Monaten haben wir an dieser Stelle über den neuen Flugsimulator FLY! von Terminal Reality berichtet. Auch bei dieser neuen Version des inzwischen legendären MS-Flugsimulators müssen wir feststellen, dass die Anforderungen an die Hardware gewaltig gestiegen sind. Unter einem Pentium II 400Mhz und einer sehr leistungsfähigen 3D-Grafikkarte kommt wegen der «Framerate» nur wenig Freude auf. Tatsache ist, dass eine gute Simulation eben von komplexer Grafik lebt, die erst noch so flüssig wie nur möglich ablaufen muss.

Was ist neu ?
Neue Fluggeräte und Panels, GPS-Navigation mit integrierter Flugplanung, mehr als 20000 Flugplätze weltweit, eine komplett neue Szenerietechnik, 3D-Wolkengebilde, Regen und Schnee, Blitz und Donner, Texturen für alle vier Jahreszeiten, reelles Wetter übers Internet abrufbar, 16Bit-Farben und ein entschieden verbesserter Sound, das sind vorerst einmal die Schlagworte.

FS2000 gibt es auch in einer Professional Ausgabe. Darin sind zusätzlich eine echte Turboprop Maschine des Typs Beech King Air 350, die leistungsstarke Propellermaschine Mooney Bravo mit IFR-Panel und ein ausführliches Handbuch zu finden.

Beide Versionen bieten neben den im FS98 bereits enthaltenen Maschinen eine Concorde sowie die Boeing 777-300 an. Alle besitzen überarbeitete Panels, die dank integriertem Alpha Blending realistische Glaseffekte auf den Instrumenten erzeugen. Auch die Flugmodelle sind nochmals überarbeitet worden und entsprechen den tatsächlichen Leistungswerten entschieden besser.

GPS-Navigation weltweit
Wie nicht anders zu erwarten war, hat das Zeitalter der GPS-Navigation auch hier festen Fuss gefasst. Dank einem Unterprogramm für die Flugplanung kann der Pilot aus einer sehr kompletten und weltweiten Datenbank seinen Flug ganz nach seinem Geschmack zusammenstellen und direkt in das GPS einspeisen lassen. Auf dem einblendbaren Moving Map Zusatzfenster wird die Flugroute sogleich Punkt für Punkt angezeigt. Selbstverständlich lässt sich der Flugplan auch auf den Autopiloten aufschalten und entsprechend automatisch abfliegen. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeit, das Moving Map-Fenster am Ende eines intensiven IFR-Trainings mit der Mooney oder der Cessna einzublenden und darauf den abgeflogenen und mit gelber Farbe angezeigten Parcours nochmals in aller Ruhe zu studieren.

Neue Szenerietechnik mit Höhenmodell
Was ist ein Höhenmodell? Bis und mit der Version 98 hat man das Gelände mit Bergen, bestehend aus Polygonen, die auf unterschiedlich hohen Ebenen lagen, dargestellt. Diese besonderen, im Raum stehenden Polygone wurden mit einem sogenannten «Mountain-Crash» Befehl versehen, der das Flugzeug bei der kleinsten Berührung zum Absturz brachte. Das Höhenmodell hingegen besteht aus einem Raster, der je nach Auflösung viele oder weniger Höhenpunkte enthält. Das ganze Gebilde ist mit einem entsprechenden Bitmapmuster oder einer Satellitenaufnahme überzogen. Beim FS2000 wurden mit wenigen Ausnahmen (Mt.Rainer) vier Höhenpunkte auf etwa einen Quadratkilometer gesetzt. Selbst mit dieser relativ groben Auflösung gibt das weltweit immer noch Millionen von Höhenpunkten!

Ein Nachteil dieser geringen Auflösung ist allerdings, dass da und dort Flüsse bergauf und bergab verlaufen. Im Laufe der Zeit werden Fremdanbieter feinere Raster rund um die Flugplätze konstruieren, mit denen die kleinsten Hügel und Mulden oder vielleicht sogar unebene Landepisten zusätzlichen Spass bringen.

Der grosse Vorteil eines Höhenmodells ist ganz sicher die flächendeckende, abwechslungreiche Geländestruktur. Viele werden sich auch daran freuen, dass der Radiohöhenmesser endlich richtig funktioniert und über stark coupiertem Gelände oder im Landeanflug stets die korrekte Höhe über Grund anzeigt. Eine Aussenlandung auf einem Hügel wird jetzt ebenso möglich.

Diese Technik kann auf die bestehenden Szenerien ihre Auswirkungen haben. Add-ons wie die German- oder Zürich-Airports sind der neuen Struktur anzupassen, indem das Originalgelände des FS2000 da und dort auf die Höhe der erweiterten Szenerie geglättet werden muss. Bis diese Korrekturen gemacht sind, stehen dem Anwender aber die zig-tausenden ganz beachtlich gut ausgerüsteten Flugplätze der Originalszenerie – selbst in Europa – zur Verfügung.

Das Problem der Framerate
Wie eingangs erwähnt, steht es diesbezüglich nicht zum Besten. Man kann davon ausgehen, dass mit der neuen Version etwa die Hälfte an Bildern pro Sekunde des FS98 übrig bleibt. Ausserdem scheint das Programm besonders zu stottern, wenn der künstliche Horizont und der Gyro-Kompass im Kurvenflug sehr aktiv sind. Microsoft hat dies erkannt und arbeitet zurzeit fieberhaft an einem «Patch», der dies ausmerzen soll. Ein Feintuning im Menu für Einstellungen der Grafikkarte und der Sichtweite lohnt sich auf alle Fälle. Damit lassen sich 20 bis 30 Prozent an Bilder/s gewinnen. Das Ausschalten der dynamischen Szenerie bringt nochmals eine signifikante Steigerung.

Alles hat jedoch seinen Preis. Auf der einen Seite haben wir PC- und Mac-User heute die Möglichkeit, für wenig Geld eine Flugsimulation der Superlative zu erwerben, die früher nicht einmal auf Grossrechnern anständig gelaufen wäre, andererseits müssen wir uns halt doch überlegen, ob ein Aufrüsten auf das Niveau Pentium III mit viel Arbeitsspeicher und Grafikkarte der letzten Generation jetzt doch angebracht ist.

Panel Mit der brandneuen Turboprop Beech King Air 350 unterwegs in Colorado
 
Deutsche Version bereits im Fachhandel
Die Original- und ebenso die deutsche Ausgabe des FS2000/Professional können im Fachhandel ab sofort gekauft werden. Die Professional-Version ist teurer, bietet aber mit den zusätzlichen Flugzeugen Mooney Bravo und Beech King Air, den IFR-Panels sowie einem noch detaillierteren Handbuch wesentlich mehr.


     
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