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RATGEBER
Mit Schnupfen fliegen?
von Dr. med. Samuel Huber
 
Die Winterzeit ist für viele die Zeit des Hustens und der laufenden Nasen. In einem solchen Fall gilt es zu entscheiden, ob man tatsächlich fliegen soll.
In der Umgangssprache ist bei jeder Form der Erkältung schnell einmal der Begriff Grippe in Gebrauch. Tatsächlich bestehen jedoch Unterschiede, die vor allem den Schweregrad des Krankheitsverlaufes betreffen.
 
Erkältungen werden durch verschiedene Viren hervorgerufen, die zu einer Erkrankung der oberen Atemwege führen. Der Verlauf der Erkrankung ist in aller Regel harmlos, und nach einigen Tagen mit Schnupfen und Husten fühlt man sich wieder gesund. Anders ist dies bei wirklichen Grippeerkrankungen, welche durch Influenzaviren hervorgerufen werden. Erscheinungen wie Fieber und Gliederschmerzen, verbunden mit einem schweren Krankheitsgefühl, gehören zu den Leitsymptomen einer Grippe. Zudem dauert die Krankheit bis zur vollständigen Ausheilung im Schnitt etwa drei Wochen.
 
Dr. med. S. Huber
Dr. med. Samuel Huber ist Arzt am Fliegerärztlichen Institut FAI in Dübendorf und Verbandsarzt des AeCS.
Fliegen oder nicht fliegen?
Eine Erkältung bei gutem Flugwetter ist ärgerlich und löst immer wieder innerliche Diskussionen aus, «ob man es nicht doch versuchen sollte».
Die Antwort auf diese Frage heisst ganz klar nein! Ein viraler Infekt der oberen Atemwege kann im Flug ernste gesundheitliche Probleme verursachen, welche die Flugtauglichkeit eines Piloten vollständig aufheben können. Durch den Infekt schwellen die Schleimhäute in der Nase, den Stirn- und Kieferhöhlen sowie der Ohrtrompete an. Dadurch kann es vorwiegend im Sinkflug zu Druckausgleichsstörungen kommen, welche sich als Ohrenschmerzen, schneidende Schmerzen über das ganze Gesicht bis hin zu Schwindel äussern können. Das Krankheitsgefühl bei Grippe ist so gross, dass auch die intellektuellen Fähigkeiten eingeschränkt werden.
 
Medikamente können zu einer Linderung der Symptome führen, die effektive Wirkung indes ist unterschiedlich. Zudem haben viele «Grippe-Medikamente» Nebenwirkungen, welche sich mit dem Führen eines Flugzeuges nicht vertragen (Müdigkeit, Unverträglichkeitsreaktionen etc.). Medikamente wie Nasentropfen können allenfalls zum Zug kommen, wenn die ersten Symptome einer Erkältung sich während eines Fluges zeigen. Keinesfalls geht es jedoch an, einen Flug unter Einnahme von Medikamenten zu beginnen. Für einen kranken Piloten lautet die Entscheidung immer, nicht ins Flugzeug einzusteigen.
 
Und die Passagiere?
Ein wenig laxer kann diese Regel auf Passagiere angewandt werden. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass die Wirkung der Medikamente möglicherweise zur Verhinderung von Druckausgleichsproblemen nicht ausreicht und ein schöner Flug schmerzlich enden kann. Will man als Passagier einen Flug geniessen, ist es auch hier am besten, man besteigt das Flugzeug gesund.

 
     
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