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Wozu ein Flugplan?
von Andy Fischer, 18. Juni 1999
 
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Andy Fischer ist Berufspilot und Fluglehrer auf dem Flugplatz Birrfeld
Einen VFR-Navigationsflugplan - wozu, ich fliege ja nur bei gutem Wetter. Argumentieren Sie auch so? Hier lesen Sie, warum sich die Mühe lohnt.

Navigationsflugplan, CFP (Company Flight Plan) oder einfach nur Flugplan. Der Name spielt keine Rolle, nur haben sollte man ihn. Es gibt viele Gründe warum man einen Flugplan erstellen soll, aber es existiert kein Grund, dies nicht zu tun.

Natürlich ist es kein Problem von Lommis an den Säntis und zurück zu fliegen. Aber mit einer guten Planung geht das Ganze einfacher und sicherer! Abgesehen davon: Das Erstellen eines Flugplanes ist von Gesetzes wegen vorgeschrieben.

Was, wenn auf einem längeren Flug eine Wetterverschlechterung eintritt oder ein technisches Problem zur Änderung der Route zwingt? Viele Piloten argumentieren dann damit, dass sie bei schlecht Wetter dann schon einen Flugplan erstellen würden. Hier beginnt das Problem.

Einen Flugplan zu erstellen ist die eine Sache, ihn aber führen zu können erfordert Training. Auf Checkflügen erlebt man immer wieder das gleiche: Viele Piloten wissen nicht, wo die erflogenen Zeiten eingetragen werden müssen, damit ein Flugplan zu einer Hilfe und nicht zur Belastung für den Piloten wird. In die Planung sollten alle bekannten Aspekte für den geplanten Flug einfliessen.

Flugweg, Kurs, Höhe und Abschnittszeiten (EET) bilden dabei nur die Basis. Wie steht es mit dem Ausweichflugplatz, den Luftraumbeschränkungen, der Planung für den Sinkflug? Oder stellen Sie sich vor, dass Sie auf einem Reiseflug durch die Wolken zu tieferem Fliegen gezwungen werden. Wissen Sie, wie tief Sie gefahrlos und legal fliegen dürfen? Bei schlechter werdendem Wetter steigt auch rasch der Puls etwas in die Höhe. Zusammen mit einer mässigen Flugplanung entsteht rasch grosser Stress im Flugzeug. Wie beruhigend kann dagegen das Fliegen sein, wenn man jederzeit weiss, wo man ist, was man darf und ob mögliche Hindernisse sicher umflogen werden können. Dies alles kann ein Flugplan zeigen. Aber eben nur, wenn man eine gewisse Routine im Führen von Flugplänen entwickelt hat.

Man muss es gar nicht so kompliziert machen, aber etwas System sollte doch dahinter stecken. Für VFR Flüge ist zu empfehlen, keine Abschnitte über zehn Minuten zu planen. Dies erlaubt es, den Wind bei der Berechnung der einzelnen Abschnitte vernachlässigen zu können. Ist dies zu kurz, geht es auch mit längeren Abschnitten, aber eben nur, wenn man mit dem aktuellen Wind rechnet. Es ist kein Problem, bei gutem Wetter so alle zehn Minuten mal eine Zeit in der entsprechenden Kolonne einzufügen und dann auch gleich noch die nächste EET dazu zu addieren. Auch ist es einfach, zu Hause alle Abschnitte auf Hindernisse zu prüfen und sich die tiefstmögliche, sichere Höhe (Hindernis + 500ft) zu notieren. Sollte diese Angabe dann unterwegs benötigt werden, wissen Sie genau, bis wohin und nicht weiter. Es sind schon zu viele Flugzeuge mit samt den Besatzungen verloren gegangen, weil man eben doch weitergeflogen ist und es «probiert» hat.

Der Umgang mit EET, ETO und ATO muss geübt werden. Falls Ihnen diese Begriffe nicht mehr geläufig sind, ist es höchste Zeit, wieder einmal über die Bücher zu gehen oder noch besser: Schreiben Sie sich mal wieder für einen Checkflug bei der Flugschule ein. Wirklich sicher fliegt nur derjenige, der das alles im Griff hat.

Und wann kann man das lernen und üben? Bei gutem Wetter!

 
   
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