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RATGEBER
Den go around im Kopf
von Andy Fischer, 2. Juli 1999
 
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Andy Fischer ist Berufspilot und Fluglehrer auf dem Flugplatz Birrfeld
Ein Durchstart ist in der Fliegerei etwas alltägliches. Nur, wann haben Sie das letzte mal einen go around geübt?

Gründe für ein Durchstartmanöver gibt es viele. Ein zu hoher Anflug, ein anderes Flugzeug, eine blockierte Piste oder eine Windböe im Endanflug - alles alltägliche Situationen, die zu einem go around führen können.

Wird ein go around eingeleitet, ist es wesentlich, dass die notwendigen Handgriffe verzögerungsfrei und in der richtigen Reihenfolge durchgeführt werden. Je grösser dabei das Flugzeug, desto mehr gibt es zu tun. Propellerverstellung, Power, Vergaservorwärmung, Fluglage, Landeklappen, Vx und Fahrwerk verlangen nach einer systematischen Vorgehensweise. Die Reihenfolge ist hierbei elementar. Es gibt Piloten, die zuerst die Landeklappen einfahren und dabei weiter sinken. Andere geben richtigerweise zuerst Vollgas, vergessen aber die Vergaservorwärmung und/oder die Propellerverstellung, und zum Schluss werden vielleicht die Landeklappen vergessen. Diese Methoden können funktionieren. Wenigstens solange der go around früh, respektive hoch eingeleitet wird. Nur - was, wenn Sie im letzten Moment, tief über der Piste, zum Durchstarten gezwungen werden? Dann ist der Unfall für Piloten, die das Manöver nicht sauber fliegen, relativ nahe.

Mental vorbereiten
Bei allen kritischen Situationen kommt es auf zwei Dinge an. Erstens müssen die notwendigen Handgriffe und die Procedures gelernt und geübt werden. Zweitens muss man sich mental immer auf mögliche Gefahren einstellen. Beides ist eigentlich kein Problem - nur machen muss man es.

Jeder Anflug sollte deshalb schon einige Zeit vor dem Erreichen des Zielflugplatzes mit einem Approach Briefing beginnen. Darin muss enthalten sein, wie man den Platz anfliegen will, und vor allem muss man sich auch überlegen, was man bei einem allfälligen Fehlanflug zu tun gedenkt. Ist der mögliche go around im Kopf, führt man ihn auch aus, wenn es notwendig werden sollte. Immer wieder ist in Flugunfallberichten von Airlinern zu lesen: «Die Briefings wurden nicht oder nur unvollständig durchgeführt».

Übung macht den Meister
Der eigentliche Durchstart ist reine Übungssache. Die Handgriffe müssen sitzen, und das Flugzeug muss in eine «gesunde» Fluglage gebracht werden. Das Flugzeug benötigt unverzüglich Leistung. Widerstände müssen in der richtigen Reihenfolge eingefahren werden, dabei ist zu berücksichtigen, dass bei den meisten Flugzeugen die Landeklappen in voll ausgefahrenem Zustand den grössten Widerstand verursachen. Auch das Fahrwerk macht einigen Widerstand aus, aber solange sich das Flugzeug über der Piste befindet und eine Landung noch möglich wäre, ist es sicherer, dieses nicht sofort einzufahren. Die Vx, die Geschwindigkeit für den besten Steigwinkel, muss ohne zu zögern erreicht und eingehalten werden. Das genaue Verfahren steht für viele Flugzeuge im Fluzgzeughandbuch.

Für die anderen gilt: Vollgas (Vergaservorwärmung kontrollieren), Lage stabilisieren, Geschwindigkeit kontrollieren, Klappen in Stufen einfahren und mit Vx bis über die Hindernishöhe wegsteigen. Ist das Flugzeug erst einmal in einem stabilen Steigflug, kann eigentlich nichts mehr passieren.

Probieren Sie es, ein geplanter Durchstart ist allemal eine Platzrunde wert.

 
   
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