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RATGEBER
Wasser, Wasser, Wasser
Von Dr. med. Samuel Huber, 23. Juli 1999
 
Samuel Huber
Dr. med. Samuel Huber ist Arzt am Fliegerärztlichen Institut FAI in Dübendorf und Verbandsarzt des AeCS.
Sommer, Sonne, Hitze - und dann noch fliegen? Da kann der menschliche Organismus leicht überfordert werden. Eines ist ganz wichtig: Trinken.

Da ich einen Beitrag über das Thema Sonnenschutz schreiben möchte, gehe ich einfachheitshalber davon aus, dass im Sommer die Sonne scheint - und zwar stärker als im Winter. In diesem Fall lohnen sich einige Überlegungen zum Thema Hitzeauswirkung.
 
Wasserverlust
Der Verlust an Körperwasser ist in einem Flugzeug an einem schönen, trockenen und heissen Sommertag um ein mehrfaches höher als an einem verregneten Herbsttag. Der Wasserverlust pro Stunde ist ähnlich hoch, wie wenn man joggen geht - und das ganz ohne Schweiss. Im Normalfall verlieren wir etwa 2.2 Liter Wasser pro Tag, welches durch Zufuhr über die Nahrung und Getränke ersetzt wird (siehe Tabelle).
 
Im Flugzeug, unter der Plexiglashaube der Sonne exponiert, sitzen wir wie in einem Treibhaus. Die Flüssigkeitsabgabe über die Atmung und über die Haut steigt stark an. Der Effekt der Höhe führt über eine Erhöhung des Pulses zu einer Erhöhung des Herz-Minuten-Volumens und damit zu einer Zunahme der Nierendurchblutung mit vermehrter Urinbildung. Die trockene Luft, die wir in der Höhe einatmen, enthält vielleicht 30 Prozent Wasserdampf und wird in der Lunge auf 100 Prozent Wasserdampf befeuchtet. Mit jedem Atemzug ver-lieren wir also Wasser, und da wir aufgrund des Sauerstoffmangels in der Höhe schneller atmen, wird der Wasserverlust damit zusätzlich noch gesteigert. Alle diese Faktoren zusammengenommen können den Wasserverlust pro Tag problemlos auf drei bis vier Liter steigern.
 
Wasser, Wasser, Wasser, so lautet die wichtigste der Vorsichts- und Gegenmassnahme. Zur Flugvorbereitung gehört auch, dass bei Flügen von mehr als einer Stunde Dauer Flüssigkeit für Pilot und Passagiere mitgeführt wird. Die Angst, in der Luft plötzlich auf die Toilette gehen zu müssen, verführt viele Leute, vor einem Flug - insbesondere vor einem längeren Flug - nichts mehr zu trinken. Dies kann sich bei trockener und heisser Witterung rächen (siehe Ratgeber in Ausgabe 5 «Wenn die Blase drückt»).
 
Schutz vor Sonneneinwirkung
Ein weiteres Problem im Zusammenhang mit der Hitze stellt der sogenannte Hitzschlag dar. Darunter versteht man den Zustand, der durch eine Überwärmung des Hirns durch direkte Sonnenexposition des Kopfes zustande kommt. Übelkeit, Erbrechen, Fieber und Bewusstseinsverlust sind nur einige der unangenehmen Konsequenzen. Vermeiden lässt sich dies mit ganz einfachen Massnahmen, wie dem Tragen einer Kopfbedeckung (Sonnenhut, Baseballmütze etc.). Wenn möglich sollte die Sonneneinstrahlung ins Cockpit mit Sonnenblenden, Vorhängen oder ähnlichem reduziert werden. Ein Flug sollte so geplant werden, dass er in Höhen stattfindet, in denen die Aussentemperatur zur Kühlung der Kabine ausreicht.
 
Nach diesem kleinen Hitzebriefing bleibt nur noch die Hoffnung, dass sich die an dieser Stelle aufgeführten Massnahmen auch einmal im Ernstfall einsetzen lassen…

Wasserhaushalt
Wasseraufnahme Wasserabgabe
Getränke 1300 ml Harn und Stuhl 1500 ml
Nahrung 900 ml Atemluft und Haut 700 ml
Gesamtmenge 2200 ml Gesamtmenge 2200 ml

 
   
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