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RATGEBER
Greyout, Blackout und Co.
Von Samuel Huber, 10. September 1999

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Dr. med. Samuel Huber ist Arzt am Fliegerärztlichen Institut FAI in Dübendorf und Verbandsarzt des AeCS.
G-Belastungen sind in der Fliegerei alltäglich. Man sollte sie aber deshalb nicht einfach unterschätzen. Denn sie können den Piloten ausser Gefecht setzen.

Wenn wir von g-Beschleunigungen sprechen, dann meinen wir in der Regel positive Beschleunigungen, welche im Kurvenflug auftreten und uns dabei in den Sitz drücken. Daneben treten jedoch auch sehr kurz dauernde, hauptsächlich durch Turbulenzen hervorgerufene Beschleunigungen auf. Diese kurzzeitig einwirkenden Beschleunigungen («Schläge») können zu Übelkeit und Rückenschmerzen führen, werden aber in der Regel vom Körper gut vertragen (für die Flugzeugzelle mag das weniger gelten).

Ohne Kunstflug-Brevet und
-Flugzeug beschränken sich die im Flug zu erwartenden länger dauernden Kräfte auf maximal 2g im horizontalen Kurvenflug (bei 60° Querlage) und maximal 3g im Falle von abrupten Abfangmanövern (bei Belastungen von mehr als 3g nähert man sich mit den meisten Flugzeugen der General Aviation sehr schnell der Bruchlimite). Gefährlich hohe
g-Belastungen sind dementsprechend nicht allzu häufig in der Fliegerei der General Aviation. Trotzdem können erhöhte g-Belastungen zum Beispiel in Notsituationen auftreten und den Piloten, wenn er nicht darauf vorbereitet ist, körperlich ausser Gefecht setzen.

Vom Greyout zum Blackout
Bei länger anhaltenden positiven Beschleunigungen besteht ab einer gewissen Stärke die Gefahr, dass das Blut in die Beine versackt. Dadurch kann es zu Sehstörungen und zur Bewusstlosigkeit (G-LOC: G-induced Loss Of Consciousness) infolge eingeschränkter Hirndurchblutung kommen. Der Bewusstlosigkeit voraus geht der sogenannte «Greyout» und später «Blackout», der durch die ungenügende Blutversorgung der Netzhaut (Retina) des Auges zustande kommt. Sobald die Beschleunigungskräfte nicht mehr einwirken, ist die Hirn- und Augendurchblutung wieder normal, und es erfolgt ein Erwachen aus der Bewusstlosigkeit.

Die Grenzen
Toleranzen bei Beschleunigungen
1-2 g uneingeschränkt ertragbar
2-3 g beginnende Einengung des Gesichtsfeldes
3-4 g röhrenförmiges Gesichtsfeld
4-5 g Blackout
5-6 g Bewusstseinsverlust
Derart starke Beschleunigungen treten im Normalflug nicht auf. In Notfallsituationen, die mit hohen Geschwindigkeiten und abrupten Korrekturmanövern einhergehen, ist es allerdings möglich, dass die Belastbarkeitsgrenze unseres Körpers innert kürzester Zeit (Sekunden) erreicht wird. Um die Beschleunigungskräfte anschaulich quantifizieren zu können, sprechen wir vom Lastvielfachen, den g-Werten. In der nachstehenden Tabelle sind die Reaktionen des menschlichen Körpers auf verschiedene Lastvielfache aufgeführt.



Gegenmassnahmen
Kommen Sie jemals in eine Situation, bei der hohe g-Beschleunigungen auftreten, ziehen Sie den Kopf zwischen die Schultern (Verringerung der Distanz zwischen Herz und Hirn) und pressen Sie beim Ausatmen die Luft durch die halb geschlossenen Stimmritzen.




   
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