ZIVILLUFTFAHRT
SEGELFLUG
Grosse Pläne
für die neue Saison

Von Urs Isler
 

Westwind-Wellen über dem Val de Ruz.
 
Aufbruchstimmung bei den Schweizer Segelfliegern. Lange Streckenflüge werden vermehrt zum Thema. In der Winterpause entstanden ambitiöse Projekte.
 
Die Vorbereitung auf die neue Segelflugsaison beschränkt sich nicht nur auf die Winterrevision der eleganten Flugzeuge. Gearbeitet wird auch mit Bleistift und Massstab auf der Landkarte, sowie auf der Tastatur des Computers. Mit raffinierten Streckenplanungs-Programmen entstehen an trüben Wintertagen kühne Projekte. Da sich in der Gemeinschaft besser träumen lässt, wird das künftige Segelflieger-Latein am besten unter Kollegen ausgetauscht. Gelegenheit dazu gaben die traditionellen Winterveranstaltungen der AFG (Akademische Fluggruppe Zürich) an der ETH Zürich. Im ersten der drei angekündigten Vorträge verrieten die beiden Langstreckenpiloten Alois Bissig und Manfred Jenni ihre Geheimnisse für grosse Strecken in den Alpen und im Jura.
 
 
Die Tendenz zu längeren Flügen ist unverkennbar
Erkundung der bisher vernachlässigten Nordwind- Wellenroute auf der Südseite des Alpenkamms
Verminderte Sauerstoffaufnahme  bereits in Höhen von 2000 - 4000 M/m
Bisher von Schweizern geflogene 1000 km - Flüge

«Grenzgänger- Projekt»
Reliefkarte und Zeitplanungs-Schieber
Zu erfahren war, wie ein Langstreckenflug auf dem Papier, auf der Reliefkarte mit Zeitplanungs-Schiebern und beim Studium von typischen Wetterlagen vorbereitet sein will. Für das Gelingen grosser Flüge nennt Alois Bissig als wichtigste Voraussetzung einen ausgeprägten Leistungswillen, viel Flugtraining, einen aufmerksamen Fühler zur Wetterentwicklung und die dauernde mentale Auseinandersetzung mit dem Vorhaben. Die Schilderung der zahlreichen Versuche für den magischen Tausender zeigten, dass auch Beharrlichkeit und Ausdauer zum Fundament gehören. Nach dem geglückten Umkehrflug über 1090 Kilometer in der letzten Saison hat Bissig sich jetzt ein neues Ziel gesetzt; diesmal in der Königsdiziplin, einem 28 Prozent-Dreieck über 1250 Kilometer, das er im Alpenraum geplant hat.
 
Segelflug-Karte
Kühne Planung auf der Reliefkarte
Manfred Jenni brach eine Lanze für den Jura. Die 1000er-Vision sieht er im freien Streckenflug mit zwei Wendepunkten im Jura und offenem Ende in Südfrankreich. Seit den Flügen von Hans Nietlisbach in den 50er Jahren ist die Route bei Nordlagen entlang der östlichen Ausläufer des Rhonetals bis Crest ein altbekannter Tip. Manfred Jenni hat diese Option in Erinnerung gerufen, was bei den Jura-Segelfliegern auf grösste Aufmerksamkeit stiess. Interessant ist, dass seine Projekte als Thermikflüge berechnet sind. Bei einem Start um 10 Uhr im Birrfeld oder in Courtelary reicht die Zeit, um vor der Abenddämmerung im Durancetal die magische Tausendergrenze zu überfliegen - etwas Rückenwind aus Norden hilft beim Aufrunden der Durchschnittsgeschwindigkeit.
 

 
   
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