PEOPLE
PORTRAIT

Allein unter Männern (2)
 
Pascale Schneider
Perfektionistische Fluglehrerin
Immer einen Schritt zurück
Persönlich
bereit Pascale Schneider und ihr Fluglehrer, der den Flugschüler spielt, melden sich bereit zum Flug

Perfektionistische Fluglehrerin
Nichts scheint so ehrlich, wie wenn sie sagt, sie geniesse es, momentan einfach nur zuhause zu sein. «Einfach nur zuhause zu sein» ist nicht zu verwechseln mit «tatenlos herumhängen». Das könnte sie nicht, und auf die Andeutung danach sucht sie überrascht nach Worten, die die Fremdartigkeit des Nichtstuns unterstreichen könnten. Für sie heisst «zu hause zu sein», die B/IFR-Ausbildung bei der Swissair Aviation School zu absolvieren, abends heim zu kommen und zu lernen. Zu hause zu sein heisst, nicht als Fluglehrerin im Einsatz zu sein. Die Tätigkeit als Fluglehrerin lauge sie aus, sagt sie.

Sie setzt sich vom Sofa auf den Boden, die Beine mal ausgestreckt, mal angewinkelt, mal hockt sie auf den Fersen. Immer hält sie Blickkontakt, um sicher zu gehen, dass ihre Aussagen pointiert genug sind.

Als Perfektionistin genüge es ihr nicht, einen Flugschüler grade so durch die Prüfung zu bringen. Oft denke sie auch am Wochenende darüber nach, wenn sie mit einem Flugschüler Schwierigkeiten habe. Lange Präsenzzeiten, das lange Wegsein von Kollegen, der Familie und dem Freund setzen ihr zu. Durchhänger darf sie sich noch weniger leisten als ihre Fluglehrerkollen. «Als Frau muss ich häufiger zeigen, dass ich eine konsequente Linie habe», erklärt sie und fährt sich durch die Haare. Ein Lachen zuviel, und schon nehme sie ein Flugschüler, der vielleicht den Charmeur in sich zeigen wolle, nicht mehr ernst genug. Wie alle ihre Kollegen hat sie gelernt, «Käse und Dienst» zu trennen. Zeit für Käse heisst Zeit zum Lachen und herumalbern, Zeit für Dinge eben, für die im fliegerischen Einsatz kein Raum sein kann.

Mit den rauhen Umgangsformen im Militär musste Pascale Schneider erst vertraut werden. «Ich war mich nicht gewöhnt, angeschrien zu werden», sagt sie. In ihrem vorherigen Leben verlief alles in normalen, geordneten und ruhigen Bahnen. Familienleben, Schule, KV-Lehre bei der Swissair. Dank den halbjährlichen Rotationen in diverse Swissair-Abteilungen erhaschte sie Blicke hinter die Kulissen der Fliegerei, die sie immer mehr faszinierte. Erst durch Kollegen - sie habe immer schon leichter Kontakt zu Jungen gefunden als zu Mädchen - erfuhr sie von der FVS und davon, dass man dort umsonst fliegen lernen könne.

Als sie in die FVS eintrat, konnte sie noch nicht autofahren. Und lernte mit dem Fliegen die «totale Freiheit» kennen. Sie sei immer angefressener geworden - bis sie plötzlich vor der Entscheidung stand. Der Wille und der Ehrgeiz drängten sie in die Piloten-Rekrutenschule. Mit ihr traten zwei weitere junge Frauen ein. Pascale Schneider überstand als Einzige der drei die verschiedenen Selektionshürden.





 
     
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