GESCHICHTE
TELLAIR

Eine Fluggesellschaft für sieben Monate (2)
 

Pech mit dem englischen Partner
Verträge für fünf Millionen Franken
Zu wenig Geld für Flugzeugkauf
Nach wenigen
Monaten am Boden
Zeittabelle
 
Convair 340 HB-IMQ Die von der Lufthansa gekaufte Convair 340 HB-IMQ kurz nach der Ablieferung auf dem Flughafen Basel-Mulhouse
 
Zu wenig Geld für Flugzeugkauf
Im Laufe des Spätsommers 1969 teilte das Schweizerische Luftamt der Tellair mit, dass für eine Verlängerung der bisher nur provisorischen Betriebsgenehmigung eine Erhöhung des Aktienkapitals sowie der Kauf der beiden gemieteten Britannias unumgänglich sei. Für die Immatrikulation der beiden Maschinen in der Schweiz müsste allerdings auch die Besitzmehrheit der Fluggesellschaft aus der Schweiz stammen. Trotz Suche nach neuen Geldgebern in der schweizerischen Wirtschaftswelt konnten die behördlichen Bedingungen nicht erfüllt werden, so dass die Tellair am 31. Oktober nach nur einer Sommersaison den Flugbetrieb wieder einstellen musste. Fehlerhafte Kalkulationen, der Konkurs der British Eagle, die Bedingungen des Schweizerischen Luftfahrtsgesetzes und schlussendlich auch noch die kurzzeitige Beschlagnahmung einer der beiden Britannias in Mombasa führten zum Untergang der Charterfluggesellschaft. Innert sechs Monaten wurden etwas über 150 Flüge durchgeführt, zu Preisen, welche oft nicht einmal die Selbstkosten deckten.
 
Die Flugzeuge der Tellair
HB-IMQ Convair 340-68, Baunummer 213
Die vorherige D-ACOH kaufte die Tellair von der Lufthansa und sie wurde als einziges Flugzeug der Gesellschaft am 11. März 1969 in der Schweiz im Luftfahrzeugregister eingetragen. Am 13. Februar 1970 ging es an die Lufthansa zurück und später nach Costa Rica und in die USA. 1990 wurde es in Carlsbad, Kalifornien stillgelegt.
G-ARKA Bristol Britannia 324, Baunummer 13517
Diese Maschine wurde 1959 an die Canadian Pacific Airlines geliefert und kam später nach England zurück. Bei British Eagle trug sie den Namen "Good Fortune", was nicht gerade prophetisch war. Ab 24. März 1969 flog die Maschine in Tellair-Farben. Als Schweizer Immatrikulation war HB-ITF vorgesehen, doch kam es nicht zur Eintragung, und das Flugzeug verliess Basel am 31. Oktober 1969 Richtung Stanssted. Am 6. November flog es nach Coventry weiter, wo es im Oktober 1971 verschrottet wurde.
G-ARKB Bristol Britannia 324, Baunummer 13517
Dies war die letzte gebaute Britannia. Auch sie ging 1959 an die Canadian Pacific Airlines und kam später nach England zurück. Am 2. Mai 1969 traf sie in Basel für die Tellair ein. Als Schweizer Immatrikulation war HB-ITG vorgesehen, aber auch dieses Flugzeug verliess Basel vorher, und zwar am 28. Oktober 1969, Richtung London-Gatwick. Am 4. November flog es nach Coventry weiter, wo es ebenfalls im Oktober 1971 abgebrochen wurde.

 
Nach wenigen Monaten am Boden
Im November 1969 stellte die Tellair ein Gesuch um Nachlasstundung, welches allerdings durch die Gläubiger abgelehnt wurde. Im Februar 1970 entschied sich das Berner Obergericht doch noch für einen Nachlassvertrag, aber Ende August 1970 musste trotzdem der Konkurs angemeldet werden. Zurück blieben ein Schuldenberg von vier bis fünf Millionen Schweizerfranken und praktisch keine Aktiven. Die beiden Britannias wurden von ihrem Besitzer zurückgenommen und die auf Raten erworbene Convair 340 konnte an Lufthansa zurückgegeben werden, wobei diese grosszügigerweise einen gewissen Restbetrag zurück erstattete. Ersatzteile und technische Geräte wurden billig veräussert, ohne das dabei ein nennenswerter Gewinn resultierte. Mit der Tellair verlor die Schweiz nach der Aeropa und der Globe Air die dritte unabhängige Fluggesellschaft; weitere wie SATA, Air Tourisme Alpin, Phoenix Airways, Air City oder Swiss World Airlines sollten bis heute noch ähnlich traurige Kapitel in der Schweizer Luftfahrtsgeschichte schreiben.
 

 
     
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