PEOPLE
PORTRAIT
Pilot mit Herz für Aviatik-Geschichte
von Susanne Wild, 2. Juli 1999
 
Hansruedi Dubler
Ein Sammler und seine Leidenschaft
Alte Flugzeuge in einer Scheune
Vom P-3 bis zum Jumbo
Persönlich
   
in der alten Tante
Hansruedi Dubler und die alte Tante: Als Pilot der Ju-Air wurde er am vergangenen Montag pensioniert
 
Hansruedi Dubler hat als Militär-, Swissair- und Ju-Air-Pilot Typen geflogen, die Jüngere nur noch vom Hören-sagen kennen. Um das Vergessen zu verhindern, sammelt er Zeitdokumente.
 
Andere sammeln Briefmarken. Hansruedi Dubler sammelt Fluggeschichte. Zeitdokumente - von den Pionieren der Schweizer Fluggeschichte unterschriebene Originalfotos, verschiedenste Propellerteile, Triebwerke, Skier alter Flugzeugtypen, ein Schleudersitz, selbst kleinste Bruchteile sind in Dublers Sammlung zu finden. Im Keller hat er sich sein ganz privates Museum eingerichtet. Ein Museum, das lebendig wird durch des Sammlers persönliche Erklärungen. Plötzlich bekommen die Flugzeugteile eine Identität, hängen oder stehen nicht mehr nur bedeutungslos an einer bedeutungslosen Kellerwand. Sie gehörten einmal zu einer Blériot, zu einer Häfeli DH-1 oder zu einer Boeing B-17 Flying Fortress , wurden aus dem Verkehr gezogen oder waren abgestürzt. Auf dem schwarzen Sitzkissen, das leicht verstaubt auf einem Kasten liegt, sass der seinerzeit bekannteste Schweizer Pilot Oskar Bider als er abstürzte. Es ist, als ob die Geschichte der schweizerischen Luftfahrt in Dublers Keller am Leben erhalten bliebe, als ob Pioniere wie Henri Dufaux, Fritz Wullschleger, Max Bucher oder Edmond Audemars auf den Fotos an der Wand dem Betrachter zuwinken würden. Die Historie am Leben erhalten, Vergangenes nicht ganz vergessen. «Es geht darum, Geschichte weiter zu tragen», erklärt Hansruedi Dubler, «es tut weh, wenn wieder etwas Wichtiges verloren geht.» Mit dem Tod von Persönlichkeiten gingen immer wieder viele Unterlagen verloren, bedauert Dubler: «Die Nachkommen wissen meist nicht, dass geschichtlich interessante Unterlagen vorhanden sind oder werfen sie im Unwissen, was das sei, fort.» Geschichte weitertragen. Hansruedi Dubler sammelt Vergangenes nicht um damit gross aufzutreten, sondern um der Nachwelt ein Stück schweizerischer Fliegergeschichte zu bewahren. Zum Beispiel Geschichten, die ihm einige der Pioniere noch erzählten. Er nahm sie auf Tonband auf, Geschichten von Bucher und Burkhard und anderen. Was diese grossen Männer ihm erzählt hatten, hat er noch nie ab Band abgehört: Er habe Angst, dass nur noch «ein Gekratze» zu hören sei, wenn er die Bänder abhöre.



 
     
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