PEOPLE
PORTRAIT
«Wenn's langweilig wurde, ging ich»
Von Susanne Wild, 27. August 1999
 
Markus Seiler
Streben nach innerer Ruhe
Spass gehört zum Leben
Persönlich
   
Tea
Markus Seiler übernimmt am 25. März 1998 in Seattle die erste B737-700 für die TEA. Links im Bild Lianne Stein von ILFC, rechts Tom Basacchi von Boeing
 
Langeweile gab es in seinem Berufsleben nie. Er wollte Herausforderungen. So war die Leitung der TEA Basel AG nur eine, wenn auch wichtige Station in Markus Seilers Managerleben.
 
Markus Seiler hat ein intensives Jahr hinter sich. Eines von vielen intensiven Jahren. Seit 1989 leitete er die Geschicke der TEA Basel AG - im letzten Jahr vor allem mit dem Gedanken, zu überleben: Im Übergang zu easyJet sah er den einzigen Weg, die Firma vor dem Bankrott zu retten. «Es ging um Sein oder nicht-Sein», erläutert er. Die Zahlen hatten entschieden. Für Wehmut bleibt kein Platz. Und doch: «Es war viel Herzblut dabei», anerkennt Markus Seiler, «aber man darf nicht mit Herzblut reagieren. Im Geschäftsleben geht es nur um den Verstand.» Sagt der Manager Seiler. Der Mensch Seiler sagt, er fühle sich für seine Mitarbeiter verantwortlich. Als Arbeitgeber müsse er den Mitarbeitern soziale Sicherheit geben, nach dem Credo «Geht es den Mitarbeitern gut, geht es der Firma auch nicht schlecht». Ob der Wechsel von TEA zu easyJet, vom Feriencharter zum Low Cost-Produkt, allen leicht gefallen ist, erwähnt er nicht. Als nicht-euro-kompatible Charter-Airline habe man halt keinen Partner gefunden, mit dem man hätte verschmelzen können. Also sei nur noch das Aufspringen auf den Low Cost-Zug geblieben, erklärt Seiler. Ob ihm selbst der Wechsel leicht gefallen ist, bleibt im Raum. Man soll nicht an den Dingen des Lebens festhalten, meint er und bilanziert: «Zehn Jahre TEA - mehr kann man nicht erwarten.»
 
Sachlich und präzise analysiert er Aufstieg und Niedergang der TEA. Fazit: «Den TEA-Feriencharter brauchte es je länger je weniger.» Auf einem Chartermarkt von rund zwei bis 2,5 Millionen Passagieren pro Jahr (Seiler: «Soviel fliegen LTU und Condor ja fast im August ab Frankfurt…») war kein Platz mehr für die Airline mit ihren fünf Boeing 737. «Im Fliegerei-Business herrscht ein Kampf um jeden Franken. Man streckt sich nach der Decke und dreht jeden Franken zweimal um.»
 
Markus Seiler
Markus Seiler hat Höhen und Tiefen des Fliegerei- Business erlebt
Zu dieser Erkenntnis ist Markus Seiler nicht erst durch seine TEA-Tätigkeit gekommen. Auch als technischer Chef der Transvalair und später als Direktor der Farner Aviation Holding AG erlebte er Ups und Downs. Immer wieder stand er vor wirtschaftlichen Problemen, die irgendwie gelöst werden mussten - wie wusste er anfangs meist selbst nicht. Zum Beispiel damals, als TEA-Chef Gutelman eine Flotte von 15 Airbussen kaufte, um sie auf die verschiedenen TEA-Sektionen in Europa zu verteilen. Die unterfinanzierte Muttergesellschaft konnte sich eine solche Flotte nicht leisten. Vor beschlossene Tatsachen gestellt, stand auch Markus Seiler vor der schwierigen Aufgabe, die für TEA Basel bestimmten Flugzeuge zu finanzieren. Ein befreundeter Anwalt wusste Rat, Seiler gründete die Air Finance als sogenannte Special Purpose Company. «On the Job wird man zum Finanzierungsexperten», kommentiert er heute mit lachenden Augen. Auswegslos scheinende Situationen zu meistern scheint ihm Spass zu machen. «Ich habe im Militär eines ganz besonders gelernt: Lagebeurteilung. Mit einer sauberen Lagebeurteilung und etwas Glück lässt sich immer ein Weg finden.» Leises Amusement spiegelt sich in Seilers Gesicht: Der Mann nimmt es mit einer Prise Humor. Er weiss, was es heisst, Millionen gleich in Zehnerpaketen zu beschaffen. Und lächelt noch immer. «Damals war ich überzeugt, dass es klappen würde. Ich habe immer gut geschlafen. Heute wäre ich vielleicht nicht mehr so relaxt», meint er dann doch und lehnt zurück, «oder vielleicht noch relaxter?»
 
 

 
     
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