THEMA
ELEKTRONIK
Der Kobold im Handy ist gar nicht lustig
von Herbert Schmell, 9. April 1999
 
Elektronik an Bord
Besser auf der vorsichtigen Seite
Bei Start und Landung kein Pardon
 
Störende Wellen «Strahlende Kobolde» wie Handys können auch moderne Avionik-Systeme, wie hier im Saab 2000, empfindlich stören

Jeder Flugreisende kennt die Anweisung: Elektronische Geräte sind bei Start und Landung abzuschalten, im Streckenflug darf man nur ausgewählte gebrauchen.

Die Cockpitbesatzung einer Boeing 747 über dem Nordatlantik traute ihren Augen nicht: Ohne Kommando steuerte der Autopilot den Jet plötzlich in eine Linkskurve. Autopilot aus - Korrektur der Kursabweichung - Autopilot ein. Kurz darauf der Spuk noch einmal. Ein Test der Avionik durch den Bordingenieur zeigte keine Mängel. Nun wies der Kommandant die Flight Attendants an, in der Kabine nach eingeschalteten elektronischen Geräten zu forschen. Und siehe da: auf Sitz 17 A lauschte ein Michael-Jackson-Fan verzückt den Songs seines Lieblings; in CD-Qualität, versteht sich. Vom Unterbruch des Musikgenusses war er gar nicht begeistert. Als man ihm aber zeigte, dass er mit Knopfdruck auf den CD-Player praktisch direkten Zugang zur Jumbo-Steuerung hatte, war der Schock gross.

Derart eindeutige Situationen sind allerdings selten. In den wenigsten Fällen lässt sich zweifelsfrei bestimmen, ob hinter eigenartigen Reaktionen der Bordsysteme solch «strahlende Kobolde» stecken. Bei 300 bis 400 Passagieren auf einem Grossraumjet führt auch eine gründlichere Kontrolle kaum zu exakten Resultaten.

Wie sieht die Besatzung, bei welchem Laptop das CD-ROM gerade Daten auf die Festplatte schaufelt, ob der Kopfhörer zur bordeigenen Musikanlage gehört oder privat ist? Und selbst wenn sich ein Gerät als Störenfried erweist, kann eine Fluggesellschaft es nicht einfach konfiszieren, um damit später Tests anzustellen.



 
     
© 1999, Medavia AG, CH-5242 Lupfig. Alle Rechte vorbehalten
Webdesign by Infofactory