THEMA
PILATUS PORTER

Ein Phänomen wird 40 Jahre alt (3)
 
Porter-Hai
Die ersten Kunden
Der eigentliche Durchbruch
Schwierige Zeiten
Die Comebacks des Porters
Porter made in USA
Nach 40 Jahren
Porter in aller Welt
 
Wasser Auch vom Wasser aus lässt sich der Turbo-Porter problemlos einsetzen, was vor allem in Nord- und Südamerika praktiziert wird

Schwierige Zeiten
Ende der sechziger Jahre aber gerieten Pilatus und der Porter in Schwierigkeiten. Die Kundschaft für den PC-6 war nicht mehr im gewünschten Ausmass vorhanden. Um die gleiche Zeit publizierte der «Tages Anzeiger» einen Artikel über den Einsatz des Porters in Indochina, nota bene mit Bildern eines bewaffneten, in Amerika produzierten Fairchild Heli-Porter Prototyps. Daraufhin empfahl der Bundesrat, im Hinblick auf die «Empfindlichkeit der Volksmeinung», vorläufig von weiteren Porter-Lieferungen abzusehen, was auf eine Ausfuhrsperre hinauslief. Pilatus leistete diesem Wunsch Folge, worauf die Verkaufsziffer 1973 auf null sank, aber nur für kurze Zeit. Drei Jahre später standen wieder 46 Maschinen in den Verkaufsbüchern, womit bereits über 250 in der Schweiz hergestellte PC-6 verkauft waren.

Porter-Landeplatz Ein typischer Porter-Landeplatz mit dem Porter UN-1, dem ersten Flugzeug, das statt einer nationalen Immatrikulation ein UNO-Kennzeichen erhielt


Arbeitsluftfahrt
Grosse Bedeutung hatte ab den frühen siebziger Jahren die Arbeitsluftfahrt. Die Ciba-Pilatus Aerial Spraying Co. setzte während vielen Jahren neben anderen Flugzeugtypen auch 18 mit Sprayausrüstung versehene Turbo-Porter ein. Das Ziel war die Realisierung von verschiedenen Pflanzenschutz-Projekten, besonders in Indonesien aber auch in Afrika. Besonderen Anteil an der Schweizer Arbeitsluftfahrt im Ausland hat die Zimex Aviation. Sie setzte neben dem Twin Otter auf den Turbo-Porter und hatte bis heute an die 30 verschiedene PC-6 in Ihrem Einsatzplan. Ihr Operationsgebiet liegt vorwiegend in der «dritten Welt», oft in Wüstengebieten. Neben Versorgungsflügen für die Erdölindustrie, stehen ihre Porter auch immer wieder im humanitären Einsatz für das Roten Kreuz, die UNO und weitere Organisationen. Am 20. Juli 1969, dem Tag als Neil Armstrong den Mond betrat, landete die erste Turbo-Porter (HB-FFK) in der Sahara.

Die Comebacks des Porters
Die Pilatus Flugzeugwerke konnten bei steigenden Verkaufszahlen weitere Flottenaufträge verbuchen. 13 mit Schwimmern ausgerüstete Porter gingen an die TANS in Peru, fünf PC-6 nach Thailand, 13 an die Österreichische Luftwaffe, sieben nach Birma und fünf als Sprayer ausgerüstet nach Indonesien. Dann erreichte der Bestellungseingang erneut einen Tiefpunkt und aus Stans verlautete: «Die laufende Serie wird wahrscheinlich die letzte sein». Nicht zum letzten Mal allerdings, denn in den darauffolgenden Jahren tönte es beinahe nach jeder Serie wieder ähnlich. Aber Irrtum - ein Comeback nach dem anderen kam. Der Porter ist ein Stehaufmännchen im wahrsten Sinne des Wortes. Im Februar 1988 wurde der 350. Porter ab Werk Pilatus abgeliefert, in der bisher neusten Version als PC-6/B2-H4 - und die 19. Serie wurde gestartet! Das Image der Porter in allen Teilen der Welt ist eindrücklich und zu vergleichen mit der Douglas DC-3.

Dr. Karl Zimmermann, ehemaliges Geschäftsleitungsmitglied von Pilatus, schrieb einmal: «Der Porter ist ein ausgesprochen funktional ausgebildetes Produkt. Jeder, der es braucht, fragt nicht nach seinem Alter. Die Leistung ist entscheidend, die er sucht - und ist froh, dass sie noch angeboten wird».

Porter made in USA
(FW) Auf ihrem Ablieferungsflug nach Alaska machten im Dezember 1962 zwei Pilatus Porter eine ungeplanten Zwischenlandung in Hagerstown. Mechaniker der dort beheimateten Fairchild Co. sollten eine Reparatur ausführen. Der anschliessende Prüfflug wurde vom Piloten benützt, den Anwesenden, darunter Leute der Fairchild-Führung, die aussergewöhnlichen STOL-Eigenschaften des Flugzeuges zu demonstrieren. Tief beeindruckt von den potentiellen Möglichkeiten der Maschine, mietete Fairchild daraufhin einen Porter und begann Verhandlungen für den Wiederverkauf und als Lizenznehmer. Am 16. Dezember 1964 konnte der entsprechende Vertrag abgeschlossen werden.
Schon vorher hatte Fairchild die Schwäche des von einer Astazou II Turbine angetriebenen Flugzeuges erkannt: Der elektrische Verstellmechanismus des Dreiblattpropellers. In die Maschine N187H wurde deshalb eine 550-PS-Turbine Pratt & Whitney PT6 eingebaut und das Flugzeug startete am 1. Mai 1964 zum Erstflug. Es erhielt die Bezeichnung PC-6/B. Später folgte noch die Version PC-6/C mit Garrett Airesearch TPE 331-1 Triebwerk. Um potentiellen Kunden die STOL-Eigenschaften des Flugzeuges als Selbstverständlichkeit zu demonstrieren, führte Fairchild-Präsident Edward G. Uhl mit dem zehnten in den USA gebauten Turbo Porter zwischen 1966 und 1986 fast täglich einen Verbindungsflug von Hagerstown zu einem nur 180 Meter langen Landestreifen vor dem Fairchild-Hauptsitz in Germanstown durch.
Fairchild baute insgesamt 7 PC-6/B1-H2, 18 PC-6/B2-H2, 5 PC-6/B1A-H, 26 PC-6/C-H2 und einen PC-6/C2-H2. Dazu kamen noch 35 AU-23A Peacemaker. Diese Version wurde für Grenzkontrollflüge an Thailand geliefert. 1976 rollte nach 92 gebauten Maschinen der letzte Turbo Porter von der amerikanischen Produktionslinie. Die Halle wurde für den Serienbau des Panzerbekämpfungsflugzeuges A-10A Thunderbolt II benötigt.



 
     
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