PEOPLE
PORTRAIT
"Ein Flugzeug ist etwas Kostbares"
von Susanne Wild, 4. Juni 1999
 
Oberlin
Bruno Oberlin mit Herz bei der Arbeit
Von Lokomotiven zu Flugzeugen
Vom Flugzeugbau in den Unterhalt
Vom Mechaniker zum Manager
Persönlich
Lebenselixir Musik
Bruno Oberlin
Bruno Oberlin mit Herz bei der Arbeit
 
Bruno Oberlin sorgt dafür, dass die Motoren rund laufen. Der Werkstattchef im Birrfeld ist seit 30 Jahren im Flugzeugunterhalt tätig - mit Leib und Seele und immer mit Freude.
 
Ein kleiner Junge hockt staunend vor einem Modellflugzeug aus Blech. In sich zusammengekauert hockt er einfach da, hält respektvoll Abstand zum Blechflugzeug. Das Geschehen um ihn herum scheint für ihn nicht von Interesse. Nichts und niemand scheint ihn ablenken zu können, der Augenblick gehört ganz ihm und diesem Flugzeug. Das Flugzeug hat sein Vater gemacht. Es ist eine DC-6 mit allen Details, selbst die Passagiersitze fehlen nicht. Dem Kleinen ist wahrscheinlich egal, was für ein Flugzeug da vor ihm steht. Hauptsache, dass. Er schaut und staunt. So, als ob er erwarten würde, dass sich der Blechvogel im nächsten Augenblick bewegt. Ein Wunderding der Technik, von dem der kleine Junge weiss, dass es fliegen kann. Zumindest das Original, denn das Blechmodell war zu schwer dafür. Das Wunder des Fliegens ist für den Jungen auf dem Foto ein unerklärbares Phänomen, ein tatsächliches Wunder eben. Einem Ding, das fliegen kann, gebührt demnach aller Respekt.
 
Das Bild klebt in der oberen linken Ecke eines Wechselrahmens voller äusserst kreativ arrangierter Fotos. In der rechten oberen Ecke steht in bunten Lettern "Häppi Börtsdäi" geschrieben. Der Junge auf dem Bild ist 50 geworden. Und noch immer ist die Aussage jenes Fotos gültig. Noch heute würde der Junge von damals vor einem solchen Blechmodell niederkauern; noch heute staunt der Junge von damals ob des Wunder des Fliegens. Nur ist das Wunder kein unerklärbares Phänomen mehr.
 
Doch der Respekt ist Bruno Oberlin geblieben: "Ein Flugzeug ist ein Prunkstück, etwas Kostbares, mit dem man vorsichtig umgehen und es gut behandeln muss. Es ist fast wie eine Frau." Erzählt er von einem Flugzeug, das er in Reparatur hat oder geflogen hat, so redet er nicht von einem leblosen Haufen Technik, der dazu gemacht ist, Menschen in die Luft zu bringen. Er spricht von etwas Grossartigem, von etwas, das Leib und Seele besitzt, Stärken und Schwächen.
 

 
     
© 1999, Medavia AG, CH-5242 Lupfig. Alle Rechte vorbehalten
Webdesign by Infofactory