PEOPLE
PORTRAIT
Zwei Brüder - ein Team
Von Susanne Wild, 13. August 1999
 
Gebrüder Frey
Es muss ein Spiel bleiben
Persönlich
Sicherheit steht über allem
Einmalige Art der Fortbewegung
Plazierungen an der WM
   
Brüderpaar
Das Oltner Brüderpaar Daniel (links) und Thomas Frey fliegt zur Zeit an der Weltmeisterschaft in Bayreuth
 
In Fliegerkreisen werden sie die «siamesischen Zwillinge» genannt. Brüder sind sie zwar, aber keine Zwillinge. Als Team allerdings sind Daniel und Thomas Frey eine Einheit.
 
Wie ein Vogel mit den Lüften schweben, sich vom Wind tragen lassen, in Aufwinden immer höher hinauf kreisen, Stille und wohltuende Einsamkeit, Natur, wie man sie sonst nicht erlebt. Das ist Segelfliegen. Segelfliegen ist aber auch Teamarbeit, ist geteilte Arbeit und Freude. Sport mit sozialem Touch; wer sich uneingeschränkt auf eine Partnerschaft einlassen kann, hat im Wettbewerb Vorteile. In einem Thermikschlauch lässt sich zu zweit schneller zentrieren, weil man den direkten Vergleich miteinander hat. Genau das können die beiden wie keine zwei anderen: Daniel und Thomas Frey, das Oltner Brüderpaar, das in seiner Klasse die Segelflugszene der Schweiz beherrscht. Ihr Übername «siamesische Zwillinge» täuscht und trifft doch zu. Sie sind weder Zwillinge noch siamesisch, sind durchaus unterschiedliche Menschen und sind doch eins. Sie leben im Segelfliegen die Philosophie der Teamarbeit ad extremis. Teamflug heisst für sie miteinander, füreinander und dank einander: Wenn einer Aufwind hat, hat ihn auch der andere, wenn einer aussenlanden muss, tut es auch der andere. Muss er meist ohnehin, weil er so nah am andern fliegt, dass er im selben Thermikloch sitzt. Vertrauen in den Teampartner, also in den Bruder, steht über allem. Über den Punkten in der Rangliste - und über einem Titel. Über dem Titel des Weltmeisters? «Ja» sagen beide, doch Daniel hängt an: «Im Falle einer Aussenlandung würde ich den andern losschicken, wenn ich wüsste, dass er den Titel holen könnte.» «Wir fliegen nicht nur miteinander, wir arbeiten schliesslich auch zusammen», erklärt Thomas Frey. In dieser Situation mit dem Flug- und Geschäftspartner zu brechen, hätte Konsequenzen, die weit über den sportlichen Bereich hinaus reichen würden. Das zu riskieren, wäre ihnen ein Weltmeistertitel nicht wert.
 
Der Sport ist nicht Lebensinhalt - und soll er nie werden. Beide Gebrüder Frey haben sich geschworen, dass die Fliegerei Freude bleiben soll. Kein zwanghafter Siegeswillen, kein Sponsorendruck und kein beruflicher Zwang soll das Vergnügen trüben. Die Fliegerei soll unbelastet bleiben, Hobby und einfach nur schön sein. «Wenn die Wettkampffliegerei keinen Spass mehr macht, höre ich auf», sagt Daniel Frey ohne Zögern. Vielleicht würde er später wieder einsteigen, meint er noch, schliesslich könne man im Segelflugsport auch in höherem Alter erfolgreich sein. Ohnehin habe ein Segelflugpilot erst im Alter zwischen 40 und 50 Jahren den Zenith der Leistungsfähigkeit erreicht.

 
 

 
     
© 1999, Medavia AG, CH-5242 Lupfig. Alle Rechte vorbehalten
Webdesign by Infofactory