PEOPLE
PORTRAIT
Fluglehrer mit Passion für die Menschen
Von Susanne Wild, 8. Oktober 1999

Markus Seiler
Mit Feuereifer Richtung Fluglehrer
Als wär's der eigene Betrieb
   
Tea
Willi Dysli, hier an einem FVS-Kurs:
«Es gibt kein Schema für die Behandlung von Flugschülern»

Willi Dysli ist Cheffluglehrer der Flugschule Grenchen – unter anderem. Hohe Qualität in der Privatfliegerei ist für ihn das Ziel, das es zu erreichen gilt.

Er habe noch nicht richtig laufen können, da sei er schon jeden Sonntag auf dem Flugplatz Grenchen gewesen, «um den Flugzeugen zuzuschauen». Auf dem Kindersitz auf Vaters Fahrrad thronte der kleine Junge jeweils, wenn Familie Dysli auf ihren Sonntagsausflug ging. Vater Dysli war es, der die Leidenschaft für die Fliegerei an seinen Sohn weitergab. Dementsprechend früh ging klein Willi Dyslis Lufttaufe vonstatten: Vier Jahre alt war er, als Vater Dysli ihn auf einen Rundflug ab Grenchen mitgenommen hatte. An den Flug selbst kann er sich nicht erinnern; mündlich überliefert ist einzig, dass Willi Dysli nach der Landung nicht mit seinem Vater zum Flugplatzausgang ging. Er habe den Piloten an der Hand genommen, Richtung Flugzeug zurückgezogen und gesagt, er wolle nochmals gehen.


Das Interesse blieb, ebenso die Besuche auf dem Flugplatz – und das Fahrrad. Die Kilometer, die er während seiner Jugendzeit zwischen Derendingen und Grenchen Flugplatz abspulte, ergäben manche Tour de Suisse. Der Traum vom Fliegen blieb auch während der Mechaniker-Lehre in finanziell unerreichbarer Ferne. Also meldete sich der hoffnungsvolle Junge zur Fliegerischen Vorschulung an – und segelte bei der ersten Prüfung durch. «Ich wollte Militärpilot werden, also dachte ich mir, ich lerne alles, was mit Militär zu tun hat. Ich wusste alles: Wieviele Vampire und Venoms die Schweizer Luftwaffe besass, mit was für Raketen die bestückt werden konnten und wieviele davon eingekauft worden waren. Ich kannte sämtliche militärischen Dienstgrade.» Nur leider interessierte das niemanden: Allgemeinwissen war gefragt, und dafür hatte Willi Dysli während seinen Prüfungsvorbereitungen keine Zeit.

Die Fliegerei war vorerst abgehakt. Dysli besuchte Abendschulen, um sich in Betriebswirtschaft weiterzubilden und den Weg Richtung Lehrlingsausbildner einzuschlagen. Mit der Weiterbildung im Beruf ging mehr Lohn einher. So viel mehr, dass das Fliegen näher rückte. Eines Tages radelte Willi Dysli deshalb nach Grenchen und wurde bei der damaligen Leiterin der Flugschule, Margrit Sallaz, vorstellig. «Ich habe 3000 Franken und möchte motorfliegen lernen», habe er der Dame gesagt. Die musste ihm nun erklären, dass das wohl nicht ganz reiche, und überredete ihn zu einem Schnupper-Segelflug. Eher wider Willen trat Dysli am 8. Mai 1970 zu diesem Schnupperflug an – mit Segelfliegen hatte er eigentlich nichts am Hut. Dachte er. Bis der Fluglehrer ihm während diesem Schnupperflug die Jurahänge von oben und doch von ganz nah zeigte. Wie die Rhönlerche sich den Hängen entlangschmiegte und der Fluglehrer die Thermik nutzte, zog den jungen Passagier vollkommen in den Bann: «Als ich ausstieg, wusste ich, dass es das war, was ich wollte.»




     
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