THEMA
BAZL-FLUGDIENST
Wenn Bundesräte fliegen
Von Hans Rudolf Schneider, 8. Oktober 1999

EuroAirport
Für alles einsetzbar
Die GUS-Staaten sind schwierig
 
EuroAirport Sandwiches und Zeitungen warten auf den hohen Gast - das Innere des Agusta 109E, des modernsten Luftfahrzeuges des Bundes-Lufttransport-dienstes

Wenn ein Bundesrat wichtige Termine nicht verpassen will oder an Anlässen im Ausland teilnehmen muss, nimmt er häufig die Dienste des Lufttransportdienstes des Bundes in Anspruch.

Die schwarze Limousine fährt auf dem Flughafen Bern-Belp vor. Eilig verlässt Bundesrat Joseph Deiss das Auto und klettert in den wartenden roten Agusta 109E. Die Triebwerke heulen auf und nach wenigen Minuten ist der Heli auf dem Weg nach Zürich, die Limousine verschwunden und der Spuk vorbei. Dieses Ereignis ist für die Mitarbeiter des Lufttransportdienstes des Bundes fast alltäglich. Der Chef des Lufttransportdienstes Reto Gartmann bezeichnet seine Abteilung scherzhaft als «Taxidienst der Bundesräte».

Die Kosten werden beachtet
«Das Fliegen ist der einfachste Teil, viel anspruchsvoller ist die ganze Organisation eines solchen Fluges», so Gartmann. «Wir sind der Transportdienst für alle sechs zivilen Departemente, das Militär hat ja einen eigenen.» Und trotzdem fliegt der Verteidigungsminister Adolf Ogi häufig mit: «Es macht keinen Sinn, für eine Person einen Super Puma in die Luft zu jagen. Wir haben mit der Agusta und dem Dauphin die idealeren Maschinen.»

Gartmann spricht damit einen zentralen Punkt an: «Auch die Bundesräte schauen immer häufiger auf die verursachten Kosten.» Diese werden jeweils den Departementsvorstehern ausgewiesen und vorgelegt, interne Verrechnungen gibt es nicht. «Aber wir scheuen den Vergleich zur Privatwirtschaft nicht», so Gartmann. «Offerten haben ergeben, dass ein Privater diesen Service nicht billiger anbieten kann. Schliesslich müssen die Maschinen auch kurzfristig bereitgestellt werden, den hohen Sicherheitsanforderungen genügen, und übers Wochenende muss der Einsatz gewährleistet sein.» Eine andersweitige Verwendung wird dabei für den Betreiber stark eingeschränkt, dementsprechend teuer ist der Betrieb.

Eine 17-jährige King Air
Dass der Luxus nicht ausschlaggebend ist, beweist schon der Flugpark: Eine Agusta 109E, eine SA365N Dauphin, ein AS350 Ecureuil und eine (17-jährige!) BE-200 Super King Air. Ein Blick in die Kabine und das Cockpit der angejahrten Maschine beweist, dass in der nächsten Zeit wohl ein Ersatz gerechtfertigt ist: Mehr als zwei Stunden Flugzeit sind sehr unbequem, zudem haben moderne Maschinen einen massiv höheren technischen und operationellen Sicherheitsstandard (fehlendes Kollisions- und Bodennäherungswarnsystem). Und nicht zu vergessen: Auch Bundesräte haben menschliche Bedürfnisse. Die Toilette ist fast als gefährlich einzustufen; eine Benützung ist schlicht nicht zu empfehlen: Allfällige Düfte belästigen die Passgiere.





     
© 1999, Medavia AG, CH-5242 Lupfig. Alle Rechte vorbehalten
Webdesign by Infofactory