THEMA
BAZL-FLUGDIENST
Wenn Bundesräte fliegen (2)

EuroAirport
Wenn Bundesräte fliegen
Die GUS-Staaten sind schwierig
 
EuroAirport Wenn nötig werden leistungsfähige Business Jets wie der Falcon 50 von privaten Unternehmen oder der Luftwaffe eingemietet

Für alles einsetzbar
«Wir haben schon erlebt, das man uns gar nicht ernst genommen hat. Wenn sogar afrikanische Staatsoberhäupter mit einem Airbus oder einer Boeing 767 anreisen, macht sich unsere King Air sehr bescheiden.» Die King Air und die Agusta werden zudem noch im Sucheinsatz geflogen, um durch Peilungen Notsender von verunfallten Flugzeugen zu orten.

Genau wie das Fluggerät sind auch der Einsatzleiter Stefan Wenger und die drei vollamtlichen Piloten Reto Gartmann, Markus Burkhard und Claude Vuichard «Mädchen für alles». Wenn das Telefon aus Bern klingelt – Aufträge erteilen normalerweise die Sekretariate der Bundesräte, oder aber die Bundesräte rufen gleich selber an – geht viel Organisationsarbeit los. Der Einsatzleiter klärt ab, wer mit wie vielen Personen wann wohin will (und auch wieder zurück). Dann wird die Verfügbarkeit der Maschinen abgecheckt, oder es werden entsprechende eingemietet – hier handelt es sich vor allem um Businessjets für längere Flüge oder Fälle, in denen Repräsentationspflichten ein standesgemässes Flugzeug voraussetzen.

Zusammen mit dem Militär
Der Lufttransportdienst kann zudem in Absprache mit dem Militär auch Super Pumas der Luftwaffe oder die Falcon 50 einsetzen. Natürlich werden auch Militärpiloten eingesetzt: «Die Zusammenarbeit klappt hervorragend», lobt Gartmann. Dann wird das ebenfalls in der Bundesbasis Bern vertretene Bundesamt für Betriebe der Luftwaffe (BABLW) anvisiert, das sich in enger Zusammenarbeit um die Bereitstellung der Flugzeuge kümmert, der Cateringservice (Crossair) wird, falls notwendig, informiert, und allfällige Überflugs- und Landerechte müssen beantragt werden.

Vor dem Flug ist – neben dem Zeitung holen für den hohen Passagier – der schwierigste Entscheid zu fällen: Was macht das Wetter, kann überhaupt geflogen werden? Hierzu stehen die modernsten technischen Hilfsmittel zur Verfügung. Diverse Telefongespräche in die überflogene oder Zielregion geben Aufschluss. Der Terminplan für die vielseitige Bundesorganisation steht normalerweise etwa drei Tage im voraus. Immer wieder gibt es aber Notfälle unterschiedlicher Natur: «Beim Swissair-Absturz in Halifax oder dem Attentat in Luxor wurden unsere Dienste sehr kurzfristig beansprucht.»

Sicherheit geht immer vor
Die Sicherheit geht dabei immer vor. Wenn irgend möglich wird zweimotorig geflogen. Auch werden die Maschinen sehr sorgfältig gewartet. Die drei Piloten bringen zusammen weit mehr als 30000 Flugstunden zusammen. Alle Piloten sind sowohl auf Helikoptern als auch Flächenflugzeugen einsetzbar, was die Flexibilität erhöht – bei bis zu vier VIP-Flügen pro Tag ein grosser Vorteil. Zudem sind bei Flügen auf eingemieteten Jets immer auch BAZL-Piloten mit im Cockpit.

In Spitzenzeiten werden zusätzliche Instruktoren des BAZL angefordert. Im Gegenzug sind die Piloten auch für die Flugschulung oder Kontrollflüge einsetzbar. Jährlich werden von diesem Team bis zu 400 VIP-Flüge durchgeführt, Tendenz eher steigend, wie Hans Ulrich Aebersold, Infochef des BAZL, erklärt. «In absehbarer Zeit werden wir einen zusätzlichen Piloten benötigen, auch wegen der strengeren europäischen Vorschriften.» Immer häufiger stehen Wochenendeinsätze auf dem Plan, vieles ist nur dank des hochmotivierten Teams möglich. Und Gartmann fügt hinzu: «Die Bundesräte benutzen die Flugzeuge wirklich als Werkzeug für die Arbeit und nicht als Luxus. In der Luft wird im Normalfall gearbeitet und nicht einfach hinausgeschaut.»

Das Flugmaterial
Aérospatiale SA 365N (HB-XPE)
5 Passagierplätze, Baujahr 1985, Reisegeschwindigkeit 260 km/h, Reichweite 850 km.
Agusta 109E (HB-XQE)
4 Passagierplätze, Baujahr 1998, Reisegeschwindigkeit 280 km/h, Reichweite 700 km.
Eurocopter AS350 Ecureuil (HB-XVA)
3 Passagierplätze, Baujahr 1990, Reisegeschwindigkeit 230 km/h, Reichweite 650 km.
Raytheon BE-200 Super King Air (HB-GDL)
5 Passagierplätze, Baujahr 1982, Reisegeschwindigkeit 450 km/h, Reichweite 2500 km.




     
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