THEMA
SIMULATOR
Luftnotfall auf sicherem Boden
Von Hansjürg Moser, 22. Oktober 1999

EuroAirport
Simulatoren sind die Basis der Ausbildung
Simulatoren bieten viele Vorteile
 
EuroAirport Der Saab 340 Cityliner-Simulator der Crossair wird demnächst durch einen Simulator von Embraer ersetzt

Simulatoren bilden heute die Basis für Aus- und Weiterbildung, Training und Checkflüge von Airline-Besatzungen. Modernste Technik lässt Wirklichkeit und Simulation verschmelzen.

Cleared for take-off». Es ist neblig, als der Kommandant des Airbus A320 die Leistungshebel zum Start nach vorne schiebt. Schwach flimmern die Lichter der Pistenbeleuchtung, deren Lichterkette nach wenigen hundert Metern im Nebel verschwindet. Der Schein der weit entfernten Flughafengebäude dringt nur noch schwach in das Halbdunkel des Cockpits. Alle Kontrollen vor dem Start sind problemlos abgelaufen, die zahlreichen, komplexen Systeme des Flugzeugs arbeiten normal.

Der Jet beschleunigt, die beleuchtete Mittellinie der Piste flitzt immer schneller vorbei und verschwindet schliesslich unter der wegsteigenden Maschine. Ein schwach leuchtender Lichterfleck taucht im linken Cockpitfenster auf: Die nahegelegene Stadt, die der Airbus in einer sanften Linkskurve umfliegt. Kurz danach taucht das Flugzeug in die Wolken.


Zehn Sekunden später, der Passagierjet befindet sich noch immer im Steigflug, setzt das linke Triebwerk aus. Emergency. Die Notfall-Checks der Besatzung beginnen anzulaufen. Augenblicke später zeigen die digitalen Instrumente auf den Bildschirmen, dass die Leistung des rechten Triebwerks stark abnimmt. Auf dem Primary Flight Display wandert der Geschwindigkeitsanzeiger rapide nach unten. Der Jet wird langsamer. Gefahr für den Airbus! Doch plötzlich stehen alle Instrumente still, ihre Anzeigen sind wie eingefroren, die Steuer blockiert… Und das Ganze könnte nochmals von vorne beginnen, denn was soeben wie der Beginn einer Katastrophe aussah, ist in Wirklichkeit ohne Gefahr für Insassen und Flugzeug, nämlich simuliert und auf sicherem Boden, abgelaufen. Ein vielleicht etwas übertriebenes Beispiel für die Einsatzmöglichkeiten von Simulatoren beim Training von Notverfahren. Triebwerkprobleme, Brand, Versagen von Systemen, das Auftreten der gefürchteten Fallwinde in Pistennähe und vieles mehr können den Besatzungen beim Training «serviert» werden.

Perfektes Abbild der Realität
Simulatoren, wie sie für die Ausbildung, die Umschulung, die Checkflüge und die Piloten-Selektion von Airline-Besatzungen eingesetzt werden, sind teure High-Tech-Geräte. Das Simulator-Cockpit ist von demjenigen des simulierten Flugzeuges nicht zu unterscheiden. Jedes «Schräubchen», aber auch die Elektronikkomponenten und die Bordcomputer sind original. Leistungsfähige Computer – pro Sekunde werden Soll- und Ist-Werte zwanzigmal abgeglichen – produzieren die fast perfekte Illusion der Wirklichkeit. Sie steuern nicht nur die Bewegung aller Instrumente in Echtzeit, sondern auch die Kontroll- und Warnanzeigen, die Radionavigationsinstrumente, das Flugführungssystem FMS (Flight Management System) und die Bewegungen des Simulators um alle Achsen mit einem raffinierten Hydraulik-System.




     
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