THEMA
STINGRAY
Intelligent verpackter Zwischenraum (3)

EuroAirport
Jetzt kann endlich gebaut werden
Druckluft in der Tragfläche
 
EuroAirport Dass die Entwicklungsleute der Prospective Concepts AG sehr vielseitig sind, zeigt das zweite innovative Projekt: Ein selbstregulierender flüssigkeitsgefüllter Anti-g-Anzug mit der Bezeichnung Libelle, der für Life Support Systems AG entwickelt wurde. Mit Ausnahme weniger Körperteile ist der Pilot von Flüssigkeit umgeben, er schwimmt wie ein Baby im Mutterleib. Durch die rasche Druckkompensation kann so die bei starker Beschleunigung auftretende Tunnelsicht oder grey out hinausgezögert werden. Getestet wurde der Anzug bis praktisch 7,5 g, in der Zentrifuge bis 12 g. Nicht unerhebliche Unterstützung fand das Reinhard-Team bei Dr. Kurt Huser vom Fliegerärztlichen Institut in Dübendorf, der vom Konzept beeindruckt war und heute von «wissenschaftlich einmaligen Resultaten» spricht.

Luft ist überall
«Luft ist überall vorhanden, sie muss nur gut verpackt werden», meint Reinhard. Luft gehört niemandem und kann nach Gebrauch wieder freigesetzt werden, und das ohne Abfälle. Luft als Baustoff, das ist in der Luftfahrt nur relativ neu: In den frühen sechziger Jahren gab es sowohl in Amerika (Goodyear Inflatoplane) als auch in Grossbritannien (M.L. Aviation Utility) von der Grundidee her ähnliche Fluggeräte, die aber mehrheitlich belächelt wurden, teilweise Unfälle erlitten und schliesslich wieder verschwanden. «Wir haben mit den damaligen Konstrukteuren von Goodyear – mittlerweile 70- oder 80-jährige Leute – intensive Gespräche geführt und manch interessante Geschichte erfahren. Die Leute hatten damals weder die Techniken, Materialien noch das Wissen, um die Ideen erfolgversprechend umzusetzen.» Die Ideen waren genial, die Zeit noch nicht reif, könnte man das umschreiben.

Prospective Concepts AG nimmt für sich in Anspruch, die selbsttragenden pneumatischen Strukturen sowie die asymmetrischen Profile entwickelt und ermöglicht zu haben. Dabei werden die Möglichkeiten der modernen Fasermaterialien bis an die Grenzen ausgenutzt, besonders die Festigkeit auf Zug. Die für den Stingray II vorgesehene Faser hat die zehnfache Festigkeit von Stahl und ist zweieinhalbmal so belastbar wie moderne Gleitschirmleinen.

Nahverkehrsmittel der Zukunft?
Die Zukunft ihres Fluggerätes wird jedenfalls nicht so enden wie bei den Vorgängern: Mit dem Stingray II soll ein anwohner- und umweltverträgliches, aus dem Stand startendes und auf dem Punkt landendes Zubringerkonzept verwirklicht werden. Der Verkehr zwischen dicht besiedelten Agglomerationen könnte sich in einigen Jahren durchaus mit solchen Verkehrsmitteln abspielen. Das pneumatische Katapult, das dereinst das Fluggerät sanft in die Luft «schubsen» soll, wurde bereits vor vier Jahren erfolgreich erprobt.

Reinhard weist darauf hin, dass auch die Natur mit Luft baut und deshalb die Anfänge der Ideen noch viel weiter zurück reichen: Vogelknochen sind innen hohl, und trotzdem haben sie die nötige Stabilität. Das Material an den Knochen ist da, wo es wegen der Festigkeit benötigt wird.

Neue Taten werden folgen
«Wir sind im Grunde ein urkonservativer Betrieb», schmunzelt Andreas Reinhard. «Wir machen nichts Neues, sondern lassen nur uralte Prinzipien wieder aufleben.» Das Firmenziel «frische, zukunftstaugliche Konzepte entwerfen und deren praktische Umsetzung begleiten» lässt jedoch darauf schliessen, dass in den Hallen und Bunkern im Obersimmental noch weitere Überraschungen entstehen werden. Und dass neue Taten folgen werden, darüber lässt Reinhard keine Zweifel: «Ich spreche nicht darüber, aber wir reden mit Stingray und Libelle nur über zwei unserer gegenwärtigen Projekte».





     
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