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ADIEU B.747
Es bleibt die Erinnerung (2)

EuroAirport
Es bleiben Erinnerungen
Neuer Jumbo
 

EuroAirport
Mit der Boeing 747-257 HB-IGA begann in der Schweiz das Zeitalter der Grossraumflugzeuge

Vierfache Systeme
Die Zusammenarbeit bei Boeing war fantastisch, und auch die Techniker profitierten ausserordentlich. Besonders beeindruckend war an der neuen Riesenmaschine die Redundanz der Systeme. Als Boeing die B.747 plante, geriet die Firma unter den Druck der Medien. Es sei fast verantwortungslos, ein so grosses Flugzeug zu bauen. Bei einem Unfall gebe es auf einen Schlag so viele Tote, hiess es. Das führte zur Philosophie, dass technisch nichts passieren dürfe und damit dazu, dass alle wichtigen Systeme wie Hydraulik, Elektrik und Pneumatik vierfach eingebaut wurden.

Nach der Einführung der grossen Flugzeuge gab es bald einmal Überkapazitäten am Himmel. Eine zeitlang schien es sogar, dass die Swissair ihre Jumbos wieder abstossen würde, da sie nicht immer gut ausgelastet waren. Auch andern Fluggesellschaften ging es so. Das rief die Ökonomen auf den Plan. Sie sorgten unter anderem dafür, dass bei der Planung anderer Grossraumflugzeuge weniger Parallelsysteme vorgesehen wurden.

Der erste Swissair-Jumbo in der Schweiz
Am 27. Februar 1971, elf Minuten nach neun Uhr morgens landete die erste Boeing 747-257B in Zürich-Kloten. Sie trug die Immatrikulation HB-IGA und wurde auf den Namen «Genève» getauft. Der Flug unter dem Kommando von Robert Staubli brachte gleich noch eine Premiere: Die HB-IGA war das erste Schweizer Flugzeug über dem Nordpol! Von der Kabinenbesatzung wurde viel Flexibilität für die Betreuung der Fluggäste verlangt. Statt in Standard-Trolleys lagen die Mahlzeitenboxen in Kartonschachteln bereit, die mühsam aus den Kühlschränken geklaubt werden mussten. Die Öfen waren noch nicht in Betrieb.

Eine weitere Premiere: statt wie bisher sieben, arbeiteten nun 15 Personen in der Kabine des Riesenflugzeuges. Das verlangte nach Koordination; jemand musste als Chef fungieren. Das gab’s damals aber noch nicht. «Maître de Cabine» hiess der Titel, der, zusammen mit Rang und Stellung, mit der Einführung der Boeing 747 neu geschaffen wurde.

Schweiz-New York retour
Am 20. März 1971 begann die HB-IGA mit dem Streckeneinsatz. Bis dahin war diese Destination mit DC-8 bedient worden. Am 24. April folgte die HB-IGB «Zürich». Während langer Zeit war New York die ausschliessliche Destination, die mit dem Jumbo angeflogen wurde. So kam bald einmal das Gerücht auf, es gäbe eine todsichere Methode, einen B.747-Captain wütend zu machen: Man frage ihn, wohin er denn heute fliege…

Während zwölf Jahren blieben die beiden B.747-257B HB-IGA und HB-IGB die unangefochtenen Stars der Swissair-Flotte. Erst später gab es ab und zu auch etwas Abwechslung in den Destinationen. Auch für besondere Einsätze wurden die grossen Maschinen beigezogen. So etwa für Evakuationsflüge aus Angola im Oktober 1975 – Weltpolitik, die auch Swissair-Flugzeuge betraf und von den Cockpit- und Kabinenbesatzungen ganz besonderen Einsatz physischer und psychischer Art verlangte.

 



     
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