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Alpenflüge bei Föhn
von Stefan Fischer, 4. Juni 1999
 
Fliegen in Hochstimmung
von Samuel Huber
Vergaser-
vereisung

von Andy Fischer
Procedures & Checks
von Andy Fischer
Wenn die Blase drückt
von Samuel Huber
Die vertikale Hundekurve
von Andy Fischer
Stefan Fischer
Stefan Fischer, Swissairpilot A320, Fluglehrer und Meteoinstruktor
Föhnlagen verlocken zu Alpenflügen. Abwinde in Bergtälern und aufgestaute Wolkenmassen bergen dabei aber grosse Gefahren.

Nach Tagen von typischem Westwindwetter - Warm- und Kaltfronten ziehen abwechselnd über das Mittelland mit den dazugehörigen Niederschlagszonen (Landregen/Schauer) - hellt es dank einer Südstaulage endlich wieder auf. †ber Oberitalien bildet sich ein kleinräumiges Hochdruckgebiet, das die von Süden her anströmende feuchte Mittelmeerluft gegen die Alpen steuert.

Diese steigt am Alpensüdhang, kühlt sich dabei ab und bildet eine Wolkenmasse mit einer durchschnittlichen Obergrenze über der Tessiner Sonnenstube auf 4000 bis 6000 Meter Höhe. Nördlich des Alpenkammes sinkt die Luft wieder ab und wird dabei durch Kompression erwärmt. Durch diese feuchtadiabatische Abkühlung und die entsprechende trockenadiabatische Erwärmung steigt die Temperatur merklich auf der Nordseite.
Auch ist die Luftmasse deutlich trockener geworden, dies fördert eine sehr gute Sicht. Dank dieser warm-trockenen Föhnströmung wird die vorherrschende Westwindbewölkung über den Voralpen und dem Mittelland meist gänzlich aufgelöst. Dadurch entsteht eine praktisch wolkenlose Zone, das sogenannte Föhnloch.
 
Unregelmässige Abwinde
Diese Wetterbesserung lädt förmlich zu VFR-Alpenflügen ein. Das schöne Nordseitenwetter birgt aber gewisse Gefahren. Speziell bei Alpenflügen sollte man sich in der Flugvorbereitung über einige Punkte im Klaren sein. Die vom Alpenkamm absinkende bodennahe Luft wird unterschiedlich an der Topographie abgebremst, Randwirbel und daraus resultierende Turbulenzen sind die Folge. Bei tiefen Flughöhen in den Alpentälern muss in Hangnähe permanent mit sehr starken und unregelmässigen Abwinden gerechnet werden. Ein Ausweichen in die Talmitte hilft ein wenig, doch auch hier herrscht Abwind, aber mit merklich weniger Turbulenz.
 
Als Folge der Hebung der Luft an den Alpen bilden sich auf der Lee-Seite bis in grosse Höhen Wellen in der Südströmung. Diese Lee-Wellen erstrecken sich bis weit ins Mittelland hinaus. Im Wellenberg bilden sich meist linsenförmige Altocumulus Lenticularis ("Föhnfische"). So hat man nun auch in grösserer Höhe mit sehr unruhiger Luft zu rechnen. Noch ein Stockwerk darüber befindet sich wieder die "normale" Westwindströmung, an der Grenzschicht treten wegen unterschiedlicher Windrichtung und/ oder Windstärke Windscherungen, also wiederum Turbulenzen auf.
 
Auf Alpenüberquerungen verzichtet man besser, trotz verlockender Sicht und wolkenlosem Himmel auf der Nordseite, denn auf der Alpensüdseite fliegt man direkt in die angestaute Wolkenmasse. Mit anhaltenden Niederschlägen, schlechter bis gar keiner Sicht und Vereisung muss gerechnet werden.
 
Vorbereitung ist wichtig
Aber nicht nur bei Alpenflügen ist Vorsicht geboten. Abrupte Windscherungen, wenn der Föhn die bodennahe Kaltluft im Mittelland überströmt, treten bis in sehr tiefe Lagen und weit in die nördlichen und östlichen Landesteile auf. Es heisst nun noch lange nicht, dass bei Föhnlagen die VFR-Fliegerei ruhen muss, eine geistige und mentale Vorbereitung beugt aber vor †berraschungen in Form von turbulenter Luft vor.
 
Eine kleine Denkaufgabe zum Schluss: Wie steht es mit den Druckverhältnissen Alpensüdseite/Alpennordseite, wie verändert sich die Anzeige meines Höhenmessers, wenn ich von 1013 hPa wieder auf das lokale QNH umstelle?

 

 
   
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