PEOPLE
PORTRAIT
Der weise Mann und die Fliegerei
von Susanne Wild, 26. Februar 1999
 

Menschlich, nicht streng
Das Brevet ist erst der Anfang
Persönlich
Ein Batallion von Schutzengeln
 
Gletscherflugkurs
Gaston Monod im Element: 1991 anlässlich eines Gletscherflugkurses
 
Gaston Monod prägte als Fluginspektor und Fluglehrer die Schweizer Aviatik. Heute geniesst er den Ruhestand in Ecuvillens - in Tuchfühlung mit dem Fluplatz.
 
Die Zeit bleibt nicht stehen. Sie läuft einfach langsamer in Ecuvillens. Oder man geht anders um damit. Zumindest Gaston Monod. Der Computer, den er bekommen hat, ist immer noch in der Schachtel verpackt. «So ein Computer ist eine tolle Sache, aber ich könnte nicht arbeiten damit», sagt der alte Herr und sein lächelndes Gesicht legt sich in tausend Falten. Früher habe man schnell von Hand etwas aufgeschrieben. Heute gebe man den Zettel der Sekretärin, die die Notiz in den Computer abschreibe, worauf aus dem Printer ein A4-Blatt Papier heraustuckert, auf dem zualleroberst ein winzig kleiner Satz steht.

Gaston Monod ist froh, pensioniert zu sein. Im Dezember 1990, mit 62 Jahren, trat er zum letzten Mal seinen Dienst als Fluginspektor Sektion Luftfahrt Personal beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) an. «Ich glaube nicht, dass ich mich in meinem Alter anpassen könnte», spricht er die Veränderungen in der Arbeitswelt an. Er schreibt nicht gerne. Also arbeitete er in seinen 22 Jahren BAZL möglichst per Telefon.

Und danach? «Als Beamter habe ich amtiert, jetzt muss ich arbeiten.» Monod amtierte als SAR (Search and Rescue)-Chef für Flugzeuge und Helikopter, organisierte die Eignungsprüfungen für Fluglehrer, gab Kurse für Akro- und Gletscherfluglehrer und inspizierte Flugschulen. Als einer der ersten VIP-Piloten des Bundes flog er in seiner geliebten Alouette Bundesräte zu wichtigen Terminen. Bonvin, Furgler, Gnägi, Ogi - alle sassen sie neben Monod. Ohne Leibwächter. Nur sie und ihr Pilot. «Wenn man so zwei Stunden allein nebeneinander sitzt, wird der Kontakt sehr eng», erzählt Gaston Monod. Mit Delamuraz war er per Du («Er klopfte mir auf die Schulter und sagte ‹Ah, Du kommst auch aus Leysin!›»), Ogi hat wieder und wieder seine Rede geübt, bis Monod sie für gut befand. Bonvin machte in Monods oranger Bergweste Autostop, nachdem sie wegen dichten Bodennebels auf einem Campingplatz landen mussten. Später, als die Alouette durch den Dauphin ersetzt wurde, seien sie zwei Piloten gewesen und der Bundesrat habe hinten gesessen, bedauert Gaston Monod. «Ach, ich könnte ein Buch schreiben über meine Erlebnisse mit den Bundesräten», schwärmt er und winkt ab. Er schreibt nicht gern.
 


 

 
     
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