PEOPLE
PORTRAIT

"Es waren nicht meine Grenzen" (3)
 

Von den Langstrecken fasziniert
Long-Ez
Kein Hasardeur
Persönlich
 

«Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.» Der Kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry
 
Long-Ez
Stets tastete sich Hans Georg Schmid an die Limiten. Aber: «Es waren nie meine Grenzen, es waren die Grenzen des Materials», betont er. Damit wollte er sich nicht zufrieden geben. Er nicht. Seine Streckenflüge boten atemberaubende Momente, aber immer blieb da etwas, was Schmid nicht befriedigte. Er hatte Pläne, die die Fähigkeit des Materials bei weitem überstiegen. Afrika zum Beispiel oder Südamerika. Auf den Spuren von Aéropostale und Gunther Pluschow wollte er jenen Abenteuergeist der Pioniere nachempfinden. Denn sie waren es, die der modernen Aviatik zwischen Europa und Lateinamerika die Pforten öffneten. Nebst diesen Pionieren spukte da noch einer in Hans Georg Schmids Kopf herum: Antoine de Saint-Exupéry mit seinem Kleinen Prinzen.

An einem Fly-in in Oshkosh, dem eigentlichen Haustreffen der amerikanischen Experimental Aircraft Association, wurde ihm klar: Eine Long-Ez musste es sein. Einzig dieses Leichtflugzeug versprach die Voraussetzungen für Schmids Langstreckenpläne mitzubringen.

Auf dem Flug rund um Südamerika: Kinder der Schweizer Schule begrüssen den Schweizer Piloten in Rio de Janeiro

Er sitze viel lieber am Computer und plane einen Flug, als am Flugzeug herumzubasteln, sagt er fast trotzig. Dennoch baute er seine Long-Ez mit Hilfe eines Partners selbst. Die Antwort auf die zwingende Warum-Frage ist wohl typisch Schmid: «Weil ich genau dieses Flugzeug wollte.» Das breite Grinsen entschuldigt den Trotz in der Stimme. Das Ziel vor Augen und Träume im Kopf machten das Abenteuer «Flugzeugbau» trotz Bastel-Abneigung erträglich. Ein dickes Fotoalbum belegt die Geburtsmühen rund um die Long-Ez. Darin klebt auch ein Foto einer jungen Frau. Daneben steht geschrieben: «Sibylle, ohne deren Wirken im Hintergrund mehr als ein Beginn kaum möglich gewesen wäre.»

Im Album nicht dokumentiert ist das Bewilligungs-Hin-und-Her mit dem Bundesamt für Zivilluftfahrt. Was anfangs sehr speditiv und wohlwollend begann, entwickelte sich bald zur zeitraubenden Bürokratie. Schmid musste auch nach der Bewilligung immer wieder Beweise über die Leistungsfähigkeit und Sicherheit seines Flugzeugs erbringen. Beweise, deren Beschaffung nicht nur Geld, sondern auch viel Zeit kostete. «Ein bitterer Nachgeschmack ist geblieben», sagt er.

Mit seiner Long-Ez flog er 1997 auf den Spuren Mittelholzers nach Südafrika und zurück, und nur ein Jahr später rund um Südamerika. Er habe Werbung machen wollen für die Schweiz, für die Swissair und für die Kleinfliegerei, sagt er. Und der Kleine Prinz in ihm? Der fand die Wüste, fand die Menschen und die Schönheit des Planeten. Er fand das, was der Pilot in einem Swissair-Verkehrsflugzeug gar nicht erst sucht. Dennoch: «Jede Art der Fliegerei löst unbeschreibliche Gefühle aus», weiss Schmid. Momente, die einmalig seien, die über das Alltägliche hinweg führten.


 
     
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