Der Leader:
Markus Thöni vor seinem Tiger
Auf seinem
rot-weissen Tiger steht «1 Hptm M. Thöni». Markus Thöni
führt heuer die Patrouille Suisse zum zweiten mal als Leader durch die
Saison.
Emmen, Abflug der Patrouille Suisse zum Vorführungsort. Tausende von
Menschen fiebern an der Destination dem Luftballett der Sechser-Formation
entgegen. Das Vorzeigeteam der Schweizer Luftwaffe ist einmal mehr ein
Höhepunkt. Die Erwartungen sind gross; die Leute wollen staunen,
möchten die Gesetze der Schwerkraft sich auflösen sehen, wollen ihre
Seelen mitfliegen und die Herzen schreien lassen. Leuchtende Gesichter,
klatschende Hände; die sechs Tiger mit dem Schweizer Kreuz tauchen im
Blickfeld auf, donnern zur Begrüssung vorbei und entschwinden, um
während der nächsten Viertelstunde Figur an Figur zu reihen.
Perfektes Timing, Übersicht, ständiges Ausgleichen der Abstände
zu den Nachbarn, Eins-sein mit der Maschine um mit den Teamkameraden zur
Einheit zu verschmelzen. Jede Vorführung muss perfekt sein. Unsicherheiten
enttäuschen die Zuschauer, Fehler können zur Katastrophe führen.
Es gibt kein zweites Mal.
Kein Platz für Nervosität. Auch wenn der Druck vor einer Show
spürbar ist. Dennoch überlegt Leader Markus Thöni erst, ehe er
die Nervosität verneint. Den Druck, diese Erwartung der Menschen, in die
Welt der Luft und Wolken abgeholt zu werden, spüre er sehr wohl. Ob es
Zehntausende seien oder bloss zwei, drei Fliegerkameraden spiele keine Rolle.
Für den «Uno» der Formation ist die Last um einen Aspekt
schwerer: Er entscheidet. Er sagt, welches Programm geflogen wird; er bestimmt,
wann das Team zur Show abfliegt, damit der Treibstoff optimal reicht; er plant,
wie die Formation nach Hause fliegt. Sämtliche fliegerischen
Entscheidungen fällt er. Dazu gehört auch die Vorbereitung eines
Auftrittes: Auf der Karte Distanzen ausmessen, den Vorführungsort
rekognoszieren, mit den beiden Solisten Passagen im voraus abfliegen. Dann das
Training vor der Show und dessen Analyse ab Video.
Aber selbst diese zusätzliche Entscheidungslast lässt den Druck nie
soweit ansteigen wie damals. Vor seiner ersten Show im Team dachte Markus
Thöni: «Wenn sie misslingt, dann wegen mir.» Und das im Wissen,
dass unten der Chef und der Chef des Chefs zuschauten: Fernand Carrel und
Kaspar Villiger. Es war der 1. April 1992, Anlass war die Amtseinsetzung
Carrels als Chef Luftwaffe.
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