PEOPLE
PORTRAIT
Eine Frage des Willens
von Susanne Wild, 9. April 1999
 
Markus Thöni
Ich habe immer zuviel überlegt
Unfälle rütteln wach
1999 - Jahr der Entscheidung
Der Leader trainiert die Neulinge
Persönlich
Der Leader Der Leader: Markus Thöni vor seinem Tiger

Auf seinem rot-weissen Tiger steht «1 Hptm M. Thöni». Markus Thöni führt heuer die Patrouille Suisse zum zweiten mal als Leader durch die Saison.

Emmen, Abflug der Patrouille Suisse zum Vorführungsort. Tausende von Menschen fiebern an der Destination dem Luftballett der Sechser-Formation entgegen. Das Vorzeigeteam der Schweizer Luftwaffe ist einmal mehr ein Höhepunkt. Die Erwartungen sind gross; die Leute wollen staunen, möchten die Gesetze der Schwerkraft sich auflösen sehen, wollen ihre Seelen mitfliegen und die Herzen schreien lassen. Leuchtende Gesichter, klatschende Hände; die sechs Tiger mit dem Schweizer Kreuz tauchen im Blickfeld auf, donnern zur Begrüssung vorbei und entschwinden, um während der nächsten Viertelstunde Figur an Figur zu reihen. Perfektes Timing, Übersicht, ständiges Ausgleichen der Abstände zu den Nachbarn, Eins-sein mit der Maschine um mit den Teamkameraden zur Einheit zu verschmelzen. Jede Vorführung muss perfekt sein. Unsicherheiten enttäuschen die Zuschauer, Fehler können zur Katastrophe führen. Es gibt kein zweites Mal.

Kein Platz für Nervosität. Auch wenn der Druck vor einer Show spürbar ist. Dennoch überlegt Leader Markus Thöni erst, ehe er die Nervosität verneint. Den Druck, diese Erwartung der Menschen, in die Welt der Luft und Wolken abgeholt zu werden, spüre er sehr wohl. Ob es Zehntausende seien oder bloss zwei, drei Fliegerkameraden spiele keine Rolle. Für den «Uno» der Formation ist die Last um einen Aspekt schwerer: Er entscheidet. Er sagt, welches Programm geflogen wird; er bestimmt, wann das Team zur Show abfliegt, damit der Treibstoff optimal reicht; er plant, wie die Formation nach Hause fliegt. Sämtliche fliegerischen Entscheidungen fällt er. Dazu gehört auch die Vorbereitung eines Auftrittes: Auf der Karte Distanzen ausmessen, den Vorführungsort rekognoszieren, mit den beiden Solisten Passagen im voraus abfliegen. Dann das Training vor der Show und dessen Analyse ab Video.

Aber selbst diese zusätzliche Entscheidungslast lässt den Druck nie soweit ansteigen wie damals. Vor seiner ersten Show im Team dachte Markus Thöni: «Wenn sie misslingt, dann wegen mir.» Und das im Wissen, dass unten der Chef und der Chef des Chefs zuschauten: Fernand Carrel und Kaspar Villiger. Es war der 1. April 1992, Anlass war die Amtseinsetzung Carrels als Chef Luftwaffe.



 
     
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