THEMA
GEWALT
Gewalt an Bord nimmt zu
von Herbert Schmell, 7. Mai 1999
 
Verspätung...
Schluckspechte reisen auf eigene Faust
Ein Gesellschafts-
problem?
Kein Problem bei Air Engiadina
Flight Attendants sind gefordert
Thema bei Aus- und Weiterbildung
 
vollbesetzte Kabine Lange Flüge in voll besetzten Grossraumflugzeugen fördern bei einzelnen Passagieren den Stress

Sie halten sich nicht an Vorschriften, stänkern, grapschen und schlagen auch schon mal zu: Immer mehr Unruhestifter machen den Airlines zu schaffen.

An Bord wird geraucht, obwohl es verboten ist; damit kein Alarm die Pafferei stört, deaktiviert man die Rauchmelder in Toiletten und entfernt dazu ganze Wandverkleidungen. Es werden Sitzgurte geklaut, weil es offenbar «in» ist, sie als Hosengürtel zu missbrauchen. Es wird hartnäckig Musik ab CD-Player gespielt oder mit dem Handy telefoniert, trotz klarer Verbote. Man weigert sich, Gepäckstücke von Notausgängen zu entfernen, es wird Alkohol bis zum Exzess getrunken und, um den Nachschub zu sichern, gleich aus dem Zollfreiladen mitgebracht; Airhostessen werden verbal belästigt, wenn der «Erfolg» ausbleibt, hilft man mit der Hand nach. In der First Class wird auf den Kabinenboden uriniert. Und noch nicht genug: es wird immer öfters zugeschlagen.

Bis vor wenigen Jahren waren solche Vorfälle selten. Heute gehören sie in der Zivilfliegerei fast zum Alltag. Nicht alle Fluggesellschaften sind gleich betroffen. Kleinere Airlines mit kleinen Flugzeugen konnten sich offenbar ihre heile Welt noch bewahren: Bei der Air Engiadina kennt man das Problem nämlich kaum (siehe Kästchen).

Anders bei den Grossen: Schlimme Erfahrungen macht zunehmend auch British Airways. Mit dem Ergebnis, dass, wie auch bei US-Fluggesellschaften, hart durchgegriffen wird und man renitente Fluggäste auf eine Schwarze Liste setzt. Die Airlines werden hier konsequent von den Behörden und der Justiz unterstützt. Verstösse an Bord bringen regelmässig Leute ins Gefängnis. Nicht überall pflegen die Behörden eine solch kompromisslose Haltung. Mit einigen Stunden Ausnüchterung ist es oft getan. So votiert die Swissair bei Verstössen gegen die Bordregeln behördenseitig für «eine härtere Gangart», wie es der Verantwortliche für die Sicherheit, Werner Schaub, ausdrückt. Angesichts des Trends durchaus verständlich: 1996 zählte die Swissair noch 285 Fälle, 1997 waren es schon 377, 1998 fast 500! 1999 zeigt keine Besserung: Bereits kurz nach Jahresanfang musste ein Tirana-Flug nach Zürich zurückkehren, weil sich sechs Passagiere in die Haare gerieten.


 
     
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