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THEMA |
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FLUGMEDIZIN |
Das Herz, der
menschliche Motor: Ab 60 Jahren wird ein Belastungs EKG verlangt
Entwicklungspotential
Psyche und Stressresistenz
Dr. Jost Suter, Direktor des Fliegerärztlichen Instituts in Dübendorf
stellt mit Befriedigung fest, dass die Verantwortlichen der Fliegerei den
psychischen Problemen in der Flugzeugführung mehr Aufmerksamkeit widmen
und in dieser Beziehung auch vermehrt auf den Menschen eingehen. Er sieht in
der Erforschung und Auswertung von Erfahrungen im fliegerisch-psychologischen
Bereich noch ein grosses Entwicklungspotential für die Förderung des
Pilotenberufs sowie für die Erhöhung der Flugsicherheit und nicht
zuletzt auch der Wirtschaftlichkeit für die Betreiber der Luftfahrt. Die
einzige Berufsgruppe, die gelegentlich noch etwas Mühe bekundet, sich mit
medizinisch-psychologischen Fragen auseinanderzusetzen, sind die Piloten
selber. Sie fürchten sich oft vor Besuchen beim Arzt - insbesondere beim
Psychiater oder Psychologen -, vielleicht wegen übertriebener Vorurteile
oder weil sie fälschlicherweise glauben, es passe nicht zum Image eines
Top-Gun-Piloten.
Diplompsychologe Dr. Reiner Kemmler, Leitender Referent Luftfahrtpsychologie
bei der Deutschen Lufthansa, erarbeitete Kriterien, die mithelfen, den Stoff zu
bilden, aus dem Piloten sind, die in Extremsituationen nicht versagen. Basis
für die Feststellung der Stressresistenz seien Selektion, Ausbildung und
Simulatorflüge als Prüfung und Auffrischung des beruflichen Know-how.
Extreme Persönlichkeitsprofile sollen herausgefiltert werden. Die
späteren Refreshers und Checks im Simulator will Kemmler nicht nur als
Routineübungen verstanden wissen, sondern als Bewertung von
Belastungsgrenzen, die einer Notsituation nahekommen. Die Langzeitbeobachtung
der beruflichen Leistung eines Piloten und seines psychosozialen Umfelds
gäben wichtige Hinweise über das mögliche Verhalten eines
Piloten in Extremsituationen.
Die
medizinische Betreuung der Piloten in der Schweiz
In der Schweiz werden Privat- und Berufspiloten von rund 90
Vertrauensärzten des Bundesamtes für Zivilluftfahrt medizinisch
betreut. Sie unterstehen dem Chef des fliegerärztlichen Dienstes des BAZL,
Dr. Hans Hafner. Die Flugmedizin baut im Grunde genommen auf der allgemeinen
Medizin auf, weist aber einige Subspezialitäten auf, die sich aus der
Bewegung in der dritten Dimensionen ergeben. Dazu gehören beispielsweise
Druck- und Beschleunigungsverhältnisse, Orientierungs- und
Koordinationsvermögen, Bewusstseinsstörungen durch Sauerstoffabnahme
usw. Der Löwenanteil der Arbeit eines Fliegerarztes umfasst aber die
Abklärung der fliegerischen Tauglichkeit. Um diese Aufgabe erfüllen
zu können, hat der BAZL-Vertrauensarzt in der Regel eine besondere
Beziehung zur Luftfahrt, ist - muss aber nicht - selber Pilot und hat an einem
Fachinstitut eine fliegerärztliche Zusatzausbildung erworben. Für
diese Ausbildung gibt es in der Schweiz nur das Fliegerärztliche Institut
der Luftwaffe in Dübendorf (FAI). Weil das FAI nur beschränkt
Fliegerärzte ausbilden kann, zum Beispiel während des Abverdienens im
Militärdienst, sind Fliegerärzte aus der Schweiz gezwungen, ins
Ausland auszuweichen. Ein gutes Institut für diese Art von Ausbildung ist
zum Beispiel das fliegerärztliche Zentrum der amerikanischen
Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) in Oklahoma City.
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