THEMA
FLUGMEDIZIN

Fliegerherz im Test (3)
 
abhören
Zuerst war das menschliche Versagen
Luftfahrtmedizin, unentbehrlich für die Sicherheit
Entwicklungs- Potential Psyche und Stressresistenz
Die medizinische Betreuung der Piloten in der Schweiz
Interview mit Dr. Hans Hafner, Chefarzt des Bundesamtes für Zivilluftfahrt
 
Kurven Das Herz, der menschliche Motor: Ab 60 Jahren wird ein Belastungs EKG verlangt

Entwicklungspotential Psyche und Stressresistenz
Dr. Jost Suter, Direktor des Fliegerärztlichen Instituts in Dübendorf stellt mit Befriedigung fest, dass die Verantwortlichen der Fliegerei den psychischen Problemen in der Flugzeugführung mehr Aufmerksamkeit widmen und in dieser Beziehung auch vermehrt auf den Menschen eingehen. Er sieht in der Erforschung und Auswertung von Erfahrungen im fliegerisch-psychologischen Bereich noch ein grosses Entwicklungspotential für die Förderung des Pilotenberufs sowie für die Erhöhung der Flugsicherheit und nicht zuletzt auch der Wirtschaftlichkeit für die Betreiber der Luftfahrt. Die einzige Berufsgruppe, die gelegentlich noch etwas Mühe bekundet, sich mit medizinisch-psychologischen Fragen auseinanderzusetzen, sind die Piloten selber. Sie fürchten sich oft vor Besuchen beim Arzt - insbesondere beim Psychiater oder Psychologen -, vielleicht wegen übertriebener Vorurteile oder weil sie fälschlicherweise glauben, es passe nicht zum Image eines Top-Gun-Piloten.

Diplompsychologe Dr. Reiner Kemmler, Leitender Referent Luftfahrtpsychologie bei der Deutschen Lufthansa, erarbeitete Kriterien, die mithelfen, den Stoff zu bilden, aus dem Piloten sind, die in Extremsituationen nicht versagen. Basis für die Feststellung der Stressresistenz seien Selektion, Ausbildung und Simulatorflüge als Prüfung und Auffrischung des beruflichen Know-how. Extreme Persönlichkeitsprofile sollen herausgefiltert werden. Die späteren Refreshers und Checks im Simulator will Kemmler nicht nur als Routineübungen verstanden wissen, sondern als Bewertung von Belastungsgrenzen, die einer Notsituation nahekommen. Die Langzeitbeobachtung der beruflichen Leistung eines Piloten und seines psychosozialen Umfelds gäben wichtige Hinweise über das mögliche Verhalten eines Piloten in Extremsituationen.
 
Die medizinische Betreuung der Piloten in der Schweiz
In der Schweiz werden Privat- und Berufspiloten von rund 90 Vertrauensärzten des Bundesamtes für Zivilluftfahrt medizinisch betreut. Sie unterstehen dem Chef des fliegerärztlichen Dienstes des BAZL, Dr. Hans Hafner. Die Flugmedizin baut im Grunde genommen auf der allgemeinen Medizin auf, weist aber einige Subspezialitäten auf, die sich aus der Bewegung in der dritten Dimensionen ergeben. Dazu gehören beispielsweise Druck- und Beschleunigungsverhältnisse, Orientierungs- und Koordinationsvermögen, Bewusstseinsstörungen durch Sauerstoffabnahme usw. Der Löwenanteil der Arbeit eines Fliegerarztes umfasst aber die Abklärung der fliegerischen Tauglichkeit. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, hat der BAZL-Vertrauensarzt in der Regel eine besondere Beziehung zur Luftfahrt, ist - muss aber nicht - selber Pilot und hat an einem Fachinstitut eine fliegerärztliche Zusatzausbildung erworben. Für diese Ausbildung gibt es in der Schweiz nur das Fliegerärztliche Institut der Luftwaffe in Dübendorf (FAI). Weil das FAI nur beschränkt Fliegerärzte ausbilden kann, zum Beispiel während des Abverdienens im Militärdienst, sind Fliegerärzte aus der Schweiz gezwungen, ins Ausland auszuweichen. Ein gutes Institut für diese Art von Ausbildung ist zum Beispiel das fliegerärztliche Zentrum der amerikanischen Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) in Oklahoma City.

 
 

 
     
© 1999, Medavia AG, CH-5242 Lupfig. Alle Rechte vorbehalten
Webdesign by Infofactory