ZIVILLUFTFAHRT
FLUGUNFÄLLE
Unfälle sind zwar seltener, aber fataler geworden!
von Walter Senn, 4. Juni 1999
 
Unfälle
Die Flugunfallstatistik zeigt es
Erbärmliche Disziplinlosigkeit
Mehr Respekt vor Naturgewalten
Wer prüft die Charaktere der Piloten?
 
Flugunfälle
Flugunfälle sind fataler geworden!
 
Die Flugunfallstatistik 1998 zeigt es: Unfälle sind zwar seltener, aber fataler geworden. Experten orten Defizite bei der Disziplin und dem Verantwortungsbewusstsein der Piloten.
 
Die Statistik über Flugunfälle von in der Schweiz immatrikulierten Luftfahrzeugen im In- und Ausland für das Jahr 1998, die demnächst veröffentlicht wird, weist 53 Unfälle (Vorjahr 84 Unfälle) mit insgesamt 250 Toten aus. Darin ist allerdings der Absturz der SR 111 vom 3. September 1998 bei Halifax enthalten. In Teilen der schweizerischen General Aviation und vor allem in der sogenannten Klein- und Leichtaviatik (Motorflugzeuge bis 5700 kg MTOW und Motorsegler/Segelflugzeuge), von der in diesem Bericht die Rede ist, mussten im 1998 bei 43 schweren Unfällen 18 Menschen ihr Leben lassen.
 
Das sind zwar fast 30 Prozent weniger Unfälle als im Vorjahr, allerdings bei fast gleich gebliebener Anzahl Menschen, die dabei den Tod fanden. 1997 lag die Zahl der Unfälle in dieser Kategorie bei 60, wobei 19 Tote zu beklagen waren. Es ist müssig zu orakeln, ob das bei 821000 Flugstunden im Jahr 1998 (davon 399 000 Flugstunden mit Flugzeugen mit über 5700 kg MTOW) eine "gute" oder "schlechte" Rate sei. Jeder Tote und jeder Unfall ist einer zuviel.
 
Über Flugzeugunglücke ausserhalb der Linien- und professionellen Geschäftsreisefliegerei, deren Ursachen im menschlich-psychologischen oder medizinischen Bereich liegen, wird öffentlich nicht gerne gesprochen. Das ist für die Luftfahrt ein unbequemes Tabuthema. Zwar wissen die Experten bei vielen Unfällen meist relativ rasch, wo die Ursachen liegen, sie geben aber ihre Informationen nur ungern preis, und wenn überhaupt, dann nur hinter vorgehaltener Hand.
 
Bei Schuldzuweisungen ist vor allem dann Vorsicht geboten, wenn es um den Faktor "Mensch" geht, etwa bei Selbstüberschätzung, mangelnden fliegerischen Fähigkeiten, Charakterdefiziten, mentaler Überforderung, medizinischen (Beschwerden, Alter, Medikamente) oder psychologischen Problemen (Stress, Depressionen, Alkohol, Suizidgefahr, kriminelle Veranlagung).
 

 

 
     
© 1999, Medavia AG, CH-5242 Lupfig. Alle Rechte vorbehalten
Webdesign by Infofactory